Selbst viele Koblenzer kennen diesen Garten nicht oder wissen nicht, wo genau er zu finden ist. Die, die ihn kennen, lieben ihn. Denn er schafft einen Ruhe-Raum mitten in der Stadt. Wer dort sitzt, vergisst, dass er inmitten der Altstadt verweilt.
Zu jeder Jahreszeit bietet der Garten Herlet ein anderes Bild. Bienen summen, Vögel zwitschern, der kleine Teich plätschert leise. Wenn du Glück hast, wird nebenan bei der Rheinischen Philharmonie geprobt. Dann hast du auch noch ein Privat-Konzert der Extra-Klasse mitten in der Natur.
Wie kommt es zu diesem wunderschönen Garten Herlet mitten in der Stadt?
Sehr wahrscheinlich handelt es sich hierbei um das einzige Grundstück in der Altstadt, welches noch nie bebaut war. Vom 15. bis Ende der 19. Jahrhunderts war der Garten im Besitz des Adelsgeschlechts Eltz-Kempen. Als Eltz-Kempenicher Hof war er Garten und Weinberg bis er Ende des 19. Jahrhunderts verkauft und weiterhin als Gartenland genutzt wurde.
Es ist nicht mehr nachzuvollziehen, wann der Besitz in die Familie Herlet wechselte. 1980 schenkte die Witwe Herlet das Grundstück der Stadt Koblenz mit dem Wunsch, den Garten zu begrünen und ihn als Nutzgarten und Naherholungsgebiet den Koblenzern zur Verfügung zu stellen.
30 Jahre später, im Jahr 2009, entscheidet der Stadtrat, das Grundstück für die Bürger zu erhalten und es als Generationen-Schulgarten zu nutzen. Der Garten Herlet wurde gerodet und neu bepflanzt, Wege und Beete angelegt.
Eine Begegnungsstätte von Jung und Alt
Durch Kooperationen mit der Diesterweg Schule, der Grundschule St. Castor und dem Alten- und Pflegeheim Eltzerhof wird der Garten Herlet endlich seiner Bestimmung zugeführt und von Schülern wie Senioren gemeinsam gepflegt und bewirtschaftet.
Im Jahr der Bundesgartenschau 2011 findet offiziell endlich die Eröffnung durch den Oberbürgermeister statt.
Der Garten Herlet wird bis heute von den Koblenzern und auch Touristen aufgesucht, um zu entspannen, sich im Garten zu betätigen und auszutauschen. Es finden immer mal wieder Veranstaltungen statt, die du in der Facebook-Gruppe findest.
Natur pur mitten in der Stadt
Man findet im Garten Herlet eine vermutlich über 300 Jahre alte Mauer, in der Wildbienen leben. Aber auch Farne, Flechten und Moose wachsen in dem Gestein.
Davor in den Beeten wachsen Wildkräuter, am Teich fühlen sich Libellen wohl. Es finden sich sogar Schwarzpappeln vor Ort. Eine Baumart, die als gefährdet eingestuft wurde.
Über 100 unterschiedliche Wildpflanzen wachsen hier und machen diesen Ort zu etwas ganz Besonderem. Abends kann man die Fledermäuse beobachten, wie sie sich auf den Weg der Nahrungssuche machen.
Verein „Freunde des Garten Herlet“
2009 wurde der Verein „GenerationenSchulGarten“ gegründet. Die Mitglieder haben damals eng mit dem Eigenbetrieb der Stadt Koblenz „Grünflächen und Bestattungswesen“ sowie der städtischen Marke „Koblenzer Gartenkultur“ zusammengearbeitet. Dieser Verein löste sich Ende 2018 auf.
Am 9. Oktober 2020 gründete sich der heutige Verein „Freunde des Garten Herlet“. Die Mitglieder wollen einen aktiven Beitrag zur Landschaftspflege, der Verbesserung des innerstädtischen Mikroklimas und sie wollen diesen traumhaften Ort erhalten.
Dabei werden sie von den Anwohnern und Gartenliebhabern unterstützt.
Das Paradies ist in Gefahr
Ein Investor aus Koblenz möchte in direkter Nachbarschaft einen Hotelkomplex bauen. Unter dem Garten Herlet soll eine Tiefgarage entstehen. Dann blieben Pflanzen und Bäumen nur noch 80 cm Boden, um zu wachsen und gedeihen.
Während der langen Bauphase soll der Garten Herlet als Kranstell- und Lagerplatz genutzt werden. Dann bleibt vorerst nur ein schmaler Streifen übrig, in dem man verweilen kann. Aber wer will das dann noch bei lautem Baulärm?
Vor allem die Tier- und Pflanzenwelt ist gefährdet. Der Investor verspricht, alles wieder herzurichten. Dorothee Killmann, wissenschaftliche Mitarbeitern und Leiterin der Arbeitsgruppe Didaktik der Biologie der Uni Koblenz ist davon überzeugt, dass dies gar nicht realisierbar ist.
“Die Äußerung, ihn nach der Baumaßnahme in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen, ist biologisch gesehen nicht möglich. Ein Großteil der Flora und Fauna wird unwiederbringlich zerstört. Alle Wildbienen sind in Deutschland gesetzlich geschützt, und die Fledermäuse, die dort leben, stehen sogar nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) unter europaweitem Schutz,“ sagt sie im Gespräch im Uni-Blog.
Der Investor wurde vor Veröffentlichung dieses Artikels um Stellungnahme gebeten, was er nicht getan hat.
Hier kannst du etwas tun
Der Verein „Freunde des Garten Herlet e. V.“ hat eine Petition gestartet, mit der du dich dafür einsetzen kannst, dass dieses Projekt den Garten nicht in Gefahr bringt. Hier kannst du online unterschreiben.
Du kannst aber auch jederzeit in den Garten Herlet gehen, dort mit buddeln, ernten (bitte immer nur für den Eigenbedarf) und gute Unterhaltungen führen. Oder du wirst ganz einfach Mitglied im Verein.
Meine Empfehlung
Nutze den Garten als kleine Entspannungs-Oase. Einfach still dort sitzen, lauschen, die Stille genießen, Tiere beobachten. Eine halbe Stunde wird dir Entspannung eines ganzen Tages schenken.
Danach kannst du durch die Altstadt schlendern, bis an die Mosel oder den Rhein und den Tag bei einem guten Glas Wein ausklingen lassen.
Anreise
Viele Koblenzer kennen den Garten Herlet nicht, weil er etwas versteckt liegt. Die Nagelsgasse in der Koblenzer Altstadt geht vom Görresplatz am Adaccio runter Richtung Mosel. Dort auf der linken Seite geht der Herletweg ab. Du kommst an einem alten Bunker vorbei. Dahinter geht es links. Und schon siehst du das Gartentor.
Mein Dank
Ich bedanke mich für ein informatives und tolles Gespräch mit der ersten Vorsitzenden des Vereins, Gabriela Born. Sie hat auch einige Fotos hier auf der Seite zur Verfügung gestellt. Ich werde mich auf jeden Fall dort im Verein einbringen. Sehen wir uns dort?
Narren hasten, Kluge warten, Weise gehen in den Garten.
Tagore
Nachtrag
Das Hotel wird gebaut. Wer weiß, wozu es gut ist. Vielleicht wird der Garten noch schöner, als er jetzt ist und vielleicht wird er dann mehr genutzt.
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4 replies to “Eine Ruhe-Oase mitten in der Stadt: Der Garten Herlet”
Herlet bleibt. Der Garten muss bleiben.Das geplante Bau-Projekt passt dort nicht hin. Ich hoffe das auch der Stadtrat neu darüber nachdenkt und der Garten erhalten bleibt. Die Altstadt braucht diesen Ort Natur!
Ja, ich hänge auch sehr an diesem kleinen Stück Natur mitten in der Stadt! Ich hoffe, ich kann mit diesem Artikel dazu beitragen, dass noch möglichst viele Menschen darauf aufmerksam werden und die Petition unterschreiben. Daher meine Bitte an alle, die das lesen: Teilt den Artikel, erzählt davon, kommentiert. Mit jeder kleinen Unterstützung ist es ein weiterer Schritt zum Erhalt des Gartens. Danke!
Der Artikel ist super toll geschrieben und vielleicht entdeckt jetzt der ein oder andere diesen Garten. Bin immer wieder erstaunt, dass es noch viele Koblenzer gibt die noch nie dort gewesen sind. Es wäre wunderschön wenn er uns erhalten bleiben würde.
Danke, Gabriela! Er Artikel ist nur dank deiner Unterstützung entstanden. Danke für deine Zeit und die vielen Infos!