Der Görresplatz – Ein Platz der vielen Geschichten

Görresplatz Koblenz

Koblenz hat sehr viele schöne Plätze. Eine der größten ist der Görresplatz.

Hier ist die Wiege der Stadt

Archäologische Funde zeigen, dass der Görresplatz schon zu römischen Zeiten besiedelt war. Eine lange Reise in der Geschichte beginnt.

Im Mittelalter gehörte dieser Ort zum Grundbesitz des Kastorstiftes und war nicht bebaut. Später ging der Platz in den Besitz des Jesuitenordens über.

Erst im 19. Jahrhundert entstanden hier die ersten Häuser und gehörte dann auch der Stadt Koblenz.

Hier befand sich in der Zeit von 1827 bis 1872 der Verlag von Karl Baedeker. Vielen ist er bekannt durch seine weltweit bekannten Reiseführer. Damals hieß der Platz allerdings Paradeplatz. Übrigens: Das Grab von Karl Baedeker ist auf dem Hauptfriedhof in Koblenz, Beatusstr. 37.

Steter Namenswechsel

Den Aufzeichnungen nach hieß der Platz zuerst „Großer Platz“, was wohl auf die Größe schließen lässt (oh Wunder). Dann hieß er „Paradeplatz“, denn hier fanden große Paraden statt. Als die Stadt in französischer Hand war, hieß der Platz „place verte“ (grünes Quadrat).

Danach wurde er Goebenplatz benannt, nach dem preußischen General August Karl von Goeben. In der Zeit von 1884 bis zum Ende des zweiten Weltkrieges stand auch sein Denkmal an der Stelle der heutigen Historiensäule. Goeben hatte die Schlacht bei Saint Quentin im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gewonnen

Nach dem zweiten Weltkrieg hat man den Platz entmilitarisiert und das Denkmal Goebens wurde in die Dauerleihgabe der Bundeswehr übergeben. Zuerst stand es in der Gneisenau-Kaserne auf der Horchheimer Höhe, heute steht es in der Falckenstein-Kaserne in Lützel.

Der Görresplatz wird geboren

Am 29. Januar 1948 wurde der Platz nach dem in Koblenz geborenen Publizisten und Historiker Josef Görres zu seinem einhundertjährigen Geburtstag benannt. Johann Joseph Görres, so sein kompletter Name, war ein Gymnasial- und Hochschullehrer, Naturphilosoph und katholischer Publizist.

Joseph Görres warb für Einheit, Selbstbestimmung und die Demokratisierung Deutschlands, unter Berücksichtigung der Traditionen aus der Vergangenheit auf dem Fundament des Christentums.

Das Denkmal von Joseph Görres sucht man auf dem Görresplatz vergebens, da der Name „Görresplatz“ erst 1946 entstand.

Das Görres-Denkmal entstand aber schon 1928 und wurde in den Rheinanlagen, direkt hinter dem Koblenzer Schloss aufgestellt. Es ist heute dort noch zu bewundern (der Mann, der augenscheinlich 5 Bier bestellt 😉).

Die Historiensäule auf dem Görresplatz – Die Koblenzer Geschichte in knapp 11 Metern Höhe

Mitten auf dem Görresplatz steht seit 2000 die Historiensäule, die das Land Rheinland-Pfalz der Stadt Koblenz zur 2.000-Jahr-Feier 1992 geschenkt hat.

Der Bildhauer Jürgen Weber erstellte das Denkmal und übergab es der Stadt am 1. Juni 2000.

3,6 Tonnen schwer und 1,25 Millionen DM wert ist die Säule, in der die zehn wichtigsten Epochen der Stadt Koblenz nachgebildet wurden.

1. Epoche – Die Römer und der Wein

Ganz unten, auf dem die gesamte Historiensäule steht, kann man sehr gut das Boot der Römer erkennen. Auch der Weingott Bacchus, Weinreben und eine weitere Person, die Fragen aufwirft, ist mit an Bord.

Die Römer haben uns den Wein mitgebracht, worüber wir Rheinländer bis heute dankbar sind. Aber wenn wir uns das Römerboot genau anschauen, macht uns ein Detail stutzig: Eine Frau steuert das Boot. Das war zur damaligen Zeit jedoch unüblich.

Man munkelt einerseits, es handele sich um eine römische Weingutbesitzerin. Andererseits kursiert das Gerücht, der Bildhauer habe hier seiner verstorbenen Ex-Frau ein Denkmal gesetzt.

Gesichert ist, dass die Römer in der Zeit vom 1. – 5. Jahrhundert hier siedelten.

2. Epoche – Die Franken in Koblenz

Vom 6. – 9. Jahrhundert war Koblenz in fränkischer Hand und der fränkische Königshof wurde hier das erste mal um 550 erwähnt.

Sie haben einige Kirchen in Koblenz gebaut, wie die Kastorkirche, die Liebfrauenkirche und die Florinskirche.

3. Epoche – Das Erzbistum Trier

Im 10. – 12. Jahrhundert beginnt die Zugehörigkeit von Koblenz zum Erzbistum in Trier. Noch heute ist das rote Kreuz, Wappen der Kreuzfahrer, Bestandteil des Koblenzer Stadtwappens.

4. Epoche – Kreuzzüge und Sklavenhandel

In der Zeit 12. und 13. Jahrhundert fanden auch hier im Raum Kreuzzüge und leider auch der Sklavenhandel statt.

Die Kreuzzüge standen für „gerechte Kriege“ und konnten nur von einer rechtmäßigen Autorität, wie dem Papst, verkündet werden.

In dieser Zeit blühte leider auch der Sklavenhandel, vor allem mit Slawen.

5. Epoche – Eine blühende Handelsstadt

Zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert ging es Koblenz gut. Handwerker, Kaufleute und kirchliche Würdenträger bevölkerten die Stadt.

Die Kaufleute kamen über die im 14. Jahrhundert erbaute Balduinbrücke in die Stadt, um zu handeln. In Lützel, dem ältesten Stadtteil Koblenz wurden die Pferde noch einmal getränkt und man stärkte sich selbst, bevor man über die Brücke in die Stadt einreiste, um seine Geschäfte zu machen.

Ein original Pferde-Trog steht immer noch in Lützel kurz vor dem Fußgängeraufgang der Balduinbrücke.

6. Epoche – 30-jähriger Krieg und die Hexenverbrennungen

Im 17. Jahrhundert wütete auch in Koblenz der 30-jährige Krieg, in welchem die Protestanten und Katholiken um den „rechten Glauben“ kämpften.

Angelbliche Hexen wurden über viele Jahrhunderte verfolgt und verbrannt – auch hier in und um Koblenz. Den Höhepunkt erreichte dieser Wahn während des 30-jährigen Krieges.

7. Epoche – Die französische Revolution

Koblenz wurde im Oktober 1794 von französischen Revolutionstruppen besetzt und wurde zu Klein-Paris. Ab dem Jahre 1801 gehörten wir als Hauptstadt des Rhein-Mosel-Departements zu Frankreich.

Von Juni 1791 bis Juli 1792 war in Koblenz der Hauptsammelpunkt der Gegenrevolution, die aber leider scheiterte.

In dieser Zeit entstand auch das Schimpfwort „Schang“, aus dem später der Schängel wurde.

8. Epoche – Die Preußen

Im Wiener Kongress wurde Koblenz 1815 bei der Neuaufteilung Europas den Preußen zugesprochen. Im 19. und 20. Jahrhundert bauten die Preußen hier militärisch eine starke Festung auf. In dieser Zeit wurden die Festungen Ehrenbreitstein, Feste Kaiser Franz, Fort Konstantin und die Festung Alexander, von der heute nur noch das Löwentor auf der Karthause zu sehen ist, gebaut.

Das Stadtbild von Koblenz wurde in dieser Zeit entscheidend geprägt.

9. Epoche – Die Zerstörung

Das vorletzte Bild in der Historiensäule zeigt die fast vollständige Zerstörung der Stadt Koblenz 1944. In der Nacht des 6. November 1944 wurden von 23.700 Wohnungen bis auf 1.500 alle zerstört. 87 Prozent der Stadt waren nur noch Schutt und Asche.

Luftminen, Spreng- und Brandbomben forderten 1.016 Tote und 2.925 Verwundete.

10. Epoche – Das blühende Koblenz heute

Das oberste Bild entspricht dem wiederaufgebauten Koblenz von heute und gibt einen positiven Blick in die Zukunft.

Was uns die Historiensäule lehren kann

Wir sehen immer wieder wechselnde Bilder und Epochen von Schrecken, Gewalt und Tod, aber auch Handel, Aufbau, Leben.

Schauen wir uns jetzt gerade auf dem Planeten um, erkennen wir, dass Freude und Leid oftmals direkt nebeneinander existieren.

Gerade nach der fast totalen Zerstörung im zweiten Weltkrieg unserer Stadt Koblenz hoffe ich, dass wir gelernt haben und nie vergessen werden.

Rund um den Görresplatz

Hier am Görresplatz kann man die Zerstörung des zweiten Weltkrieges in Koblenz gut erkennen. Denn fast alle Bauten entsprechen einer viel späteren Zeit- und Architektur-Epoche.

Bis auf das Adaccio war hier alles zerstört.

Meine Empfehlung

Lass dir Zeit beim Betrachten der Historiensäule. Du wirst immer wieder neue Details finden. Umrunde dabei den Brunnen. Lasse dich in andere Zeiten versetzen.

Anreise

Du kannst mit dem Bus sehr gut bis zur Haltestelle „Koblenzer Schloss/Theater“ fahren. Denn von dort sind es nur ca. 2 Minuten Fußweg. Aber auch von der von fast allen Bussen angefahrenen Haltestelle „Zentralplatz“ ist es nicht weit.

Wenn du mit dem Rad anreist, kannst du es rund um den Platz an Fahrradständern sicher abschließen.

Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt.

Mahatma Gandhi

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2 replies to “Der Görresplatz – Ein Platz der vielen Geschichten”

  1. […] mit eat the world zeige ich euch unsere wunderschöne Koblenzer Altstadt. Wir starten immer am Görresplatz und gehen dann von einer kulinarischen Station zur nächsten. Insgesamt sechsmal werden wir […]

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