Baedeker

Karl Baedeker Reiseverleger aus Koblenz.

Baedeker steht für detaillierte Reiseinformation in handlichen Büchern und in den 80-ern hatte in meinem Umfeld jeder mindestens ein Reiseland mit einem Baedeker-Reiseführer erkundet.

Karl Baedeker hat das Reisen vereinfacht und zur damaligen Zeit im 19. Jahrhundert revolutioniert. Aber das Karl Baedeker in Koblenz seinen Verlag hatte, dort seinen ersten Reiseführer veröffentlichte, dem noch viele weitere folgten und auch hier begraben ist, wissen die wenigsten Reisebegeisterten.

Wer war Karl Baedeker?

Geboren am 3. November 1801 in Essen, wurde durch seine Familie, die aus dem Buchdruck und -handel kamen, von Beginn an mit Büchern, deren Herstellung und Verkauf in Kontakt gebracht.

Nach der Schule machte er eine Buchhandelslehre. Er stieg nach Beendigung der Lehre aber nicht in das Familienunternehmen ein, sondern zog nach Koblenz und eröffnete hier bei uns am 1. Juli 1827 eine Verlagsbuchhandlung am Görresplatz, der damals noch Paradeplatz hieß.

Warum es ihn nach Koblenz zog, steht nicht ganz fest. Es wird spekuliert, dass damals Koblenz, als Hauptstadt der preußischen Rheinprovinz und somit damals schon ein Touristenmagnet, für ihn attraktiv war.

Jedoch liegt es wohl näher, dass er aus familiären Gründen nach Koblenz ging, da seine Mutter, Marianne Gehre, ebenfalls Buchhändlerstochter, aus Neuwied stammte.

Er startete aber nicht mit Reiseführern

Bild von Stefan Schweihofer auf Pixabay

Er startete, wie er es von dem Familienunternehmen kannte, mit Schulbüchern. 1832 ging die Konkurrenzbuchhandlung von Friedrich Röhling in Konkurs. Karl Baedeker übernahm diese und erweiterte dadurch sein Sortiment durch Unterhaltungslektüre, Gesetzestexte, Bücher über Heilkunde und religiöse Werke.

Darunter befand sich auch ein Reisebericht von Johann August Klein, ein damaliger Koblenzer Gymnasiallehrer „Rhein­rei­se von Mainz bis Cöln. Hand­buch für Schnell­rei­sen­de“. Das war der Start zu den Baedeker Reiseführern, denn Karl Baedeker war geschäftstüchtig und erkannte den damals aufkommenden Tourismus und die damit verbundene Nachfrage nach Tipps und Informationen.

Was den Baedeker-Reiseführer so besonders macht – bis heute

Bild von Theo Peenstra auf Pixabay

Alle Informationen, die für Reisende wichtig und hilfreich waren, wurden anfangs von Karl Baedeker selbst zusammengesucht. Im Sommer reiste er und im Winter schrieb er dann seine Bücher. Ab 1846 erschienen die Baedeker Reiseführer in dem für die Bücher typischen roten Leineneinband mit goldener Schrift. Die rote Grundfarbe ist bis heute geblieben.

Später kamen von ihm ausgesuchte Vertrauenspersonen hinzu, um das stets wachsende Pensum an Reiseführern bewältigen zu können.

Karl Baedeker war für deine Detailgetreue so bekannt, dass es sogar Jaques Offenbach in seiner Operette „La Vie Pa­ri­si­en­ne“ verewigte mit dem Spruch: „Kö­ni­ge und Re­gie­run­gen kön­nen sich ir­ren, aber nie­mals Herr Ba­ede­ker.“

Seine Reiseführer waren stets unterteilt in drei Tehemengebiete:

  • Praktischer Teil mit allen notwendigen Informationen, die wichtig für die Reise zu dem entsprechenden Ort sind
  • Allgemeiner Teil mit Geschichten zur Geographie, Kunst und Geographie
  • Sehenswürdigkeiten

Diese Aufteilung ist bis heute so geblieben.

Das persönliche Engagement von Karl Baedeker

Er war über die Grenzen für seine Genauigkeit und seine Unbestechlichkeit bekannt. Er reiste immer Inkognito und seine Urteile einzelner Orte, Gasthäuser o. ä. konnten auch schon mal negativ ausfallen.

Ihm war bewusst, dass Reisende auf ihr Geld achten und es zusammenhalten müssen.

Karl Baedeker engagierte sich in Koblenz

Am 5. November 1839 wurde Karl Baedeker in den Koblenzer Stadtrat gewählt. Von 1847 bis 1853 war er unbesoldeter Beigeordneter. Außerdem wurde er damals für den Preußischen Roten Adlerorden wegen guter Gesinnung und als achtungswerte Persönlichkeit vorgeschlagen. Diesen bekam er aber dann aus bis heute unbekannten Gründen nicht verliehen.

Karl Baedeker starb viel zu früh

Am 4. Oktober 1859 verstarb Karl Baedeker an einem Herzinfarkt. Er hinterließ seine Frau Emilie und zehn Kinder. Auf dem Koblenzer Hauptfriedhof wurde er, später auch seine Frau, sein Sohn Ernst, der schon 1861 verstarb, sein Sohn Karl, verstorben 1911, seine Tochter Anna, verstorben 1908 und deren Ehemann begraben.

Karl Baedeker war wohl ein Getriebener. Zu Lebzeiten fand er, dass er nicht genug leiste und mehr tun müsse. Vielleicht einer der Gründe, warum er so früh verstarb?

Wie ging es mit dem Verlag weiter?

Zuerst übernahmen seine zwei Söhne, Ernst und Karl die Geschäfte. Später kam Fritz hinzu, der dem Verlag zu weltweitem Erfolg verhalf. Karl initiierte den Umzug des Verlags von Koblenz nach Leipzig, der damaligen deutschen Buchhandelsstadt Nummer eins.

Nach seinem Tod 1925 übernahmen die Enkel Dietrich, Ernst II. und Hans Baedeker den Verlag. Doch zu Beginn der 1930´er ging es langsam mit dem Verlag bergab. Man musste sich ein Darlehen nehmen und daraus entstand eine Abhängigkeit, die in Propaganda-Reiseführern endete.

Am 4. Dezember 1943 wurde das Verlagshaus von einer britischen Fliegerbombe zerstört. 1948 gründete der Enkel Karl Friedrich Baedeker den Verlag in Westdeutschland neu und ging später nach Freiburg. Seine Frau, Eva, kümmerte sich weiter bis zu ihrem Tod 1984 um den Verlag.

1997 wurden die inzwischen zwei Verlage (1951 war ein Autoführer-Verlag hinzugekommen) von dem Mairs Geographischen Verlag übernommen, der seit 2005 Mairdumont heißt.

Der einzige Nachfolger von Karl Baedeker

Jan Karl, geb. am 28. November 1979, der Ur-Ur-Enkel von Karl Baedeker, ist der einzige Nachfolger der Familie Baedeker. Er lebt und arbeitet in der Schweiz als Journalist.

Meine Empfehlung

Gönne dir einen ausgiebigen Spaziergang auf dem Koblenzer Hauptfriedhof. Dort ist es wunderschön und es herrscht eine entspannende Ruhe.

Wenn du das Grab von Karl Baedeker besuchst und du reist gerne, bringe ihm eine Blume mit. Denn das Grab verkommt leider immer mehr und es scheint sich niemand mehr darum zu kümmern, was ich schade finde.

Denn ohne Karl Baedeker hätten wir vielleicht nicht so gut unsere Reisen planen können. Seine Idee der Tipps und Informationen für Reisende hat den Reiseführer-Markt revolutioniert. Es ist außergewöhnlich, dass ein Mann, der zu Lebzeiten davon überzeugt war, er habe nicht genug getan, nach seinem Tod mit seinem Namen zu einem Synonym für Reisen wurde.

Nach deinem Besuch auf dem Koblenzer Hauptfriedhof kannst du vielleicht noch in die Koblenzer Altstadt zum Görresplatz gehen, dem Verlagsgebäude, was leider auch der kriegerischen Zerstörung unserer Stadt zum Opfer fiel, gedenken. Anschließend kannst du dich im Adaccio stärken.

Anreise

Mit dem Rad kommst du prima über Radwege zum Koblenzer Hauptfriedhof, Beatusstr. 37, 56073 Koblenz. Dort kannst du am Haupteingang dein Rad sicher fest schließen. Es gibt sogar Überwachungskameras vor Ort.

Mit dem Bus kannst du zum Beispiel ab Zentralplatz/Forum mit der Linie 2/12 Richtung Karthause oder Linie 9/19 Richtung Moselweiß bis zur Haltestelle „Hauptfriedhof“ fahren.

Reisen ist das beste, ja das einzige Heilmittel gegen Kummer.

Alfred de Musset

Aussicht auf nächste Woche

Du suchst nach Ruhe und Entspannung, einem wunderschönen Ort, an dem du das regelmäßig mit anderen umsetzen kannst?

Dann freue dich auf unseren nächsten Artikel über das Thai Chi Zentrum mitten in der Koblenzer Altstadt in den wohl schönsten Räumen und einem tollen Ausblick.

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