Die Lausbuben sind in Koblenz auch weiblich: Der Schängel

Schängel Koblenz

Ein Wahrzeichen in Koblenz mit französischen Wurzeln

Koblenz gehörte von 1794 bis 1813 zu Frankreich. Denn 1794 wurde Koblenz von französischen Revolutionsgruppen besetzt. Und in Koblenz gab es viele einsame Mädchen und Frauen, die nachts um die Truppen herumscharwenzelten.

Es kam, wie es kommen musste: Viele Babys wurden geboren. Der damals häufigste Jungenname in Frankreich war Jean. Und da der Rheinländer der französischen Sprache nicht mächtig war, nannte man einen Jean Schang.

So wurden auch die männlichen Babys genannt: Ein Schang, was nichts anderes bedeutete, als dass es sich hier um einen Bastard handelte. Ein uneheliches Kind, was zu der Zeit eine Schande war. Diese Kinder waren gebrandmarkt. Schang war ein Schimpfwort.

Der Schängel ist bis heute eine Frohnatur und immer zu Späßen aufgelegt

Wie aus dem Schang ein Schängel wurde

Die vielen kleinen Jungs, namens Schang, taten das, was Jungs eben machen. Sie spielten den Erwachsenen Streiche, foppten und neckten sie. Und mit der Zeit wurde aus dem Schang die Verniedlichung Schängel, später das Schängelche.

Heute wird jeder, der in Koblenz geboren wurde, Schängel genannt. Unabhängig ob Junge oder Mädchen.

Übrigens heißen die Einwohner Maastrichs sehr ähnlich, nämlich Sjenge. Auch dieser Name geht auf den französischen Namen Jean zurück, der bis vor einigen Jahren in der holländischen Stadt sehr häufig vorkam.

Wie kam es zu dem Schängelbrunnen?

Der Schängel ist auch heute noch ein Lausbub, denn er spuckt gerne die Besucher nass

So ganz einig ist man sich hier nicht, wer genau dafür verantwortlich ist. Die einen sagen, es war eine Initiative der Koblenzer Bürger selbst. Die anderen sagen, es ist dem Einsatz des Oberinspektors Wilhelm Smits zu verdanken. Uns ist das heute ziemlich egal. 😉

1939 hat der Mayener Bildhauer Carl Burger den Brunnen entworfen und fertiggestellt. Die Bronzefigur wurde in München gegossen. Am 29. Oktober 1940 konnte schon der Grundstein gelegt werden. Die Einweihung fand am 15. Juni 1941 statt.

Zum Glück wurde der Brunnen von den Kriegswirren verschont und ist bis heute ein Wahrzeichen unserer Stadt und wir sind stolz, uns Schängel zu nennen.

Das Schängellied

1941 schrieb der Mundartdichter Josef Cornelius zum Karneval ein Gedicht: Dat Kowelenzer Schängelche. Der Komponist Carl Wilhelm Craemer fügte die Melodie bei. Das Lied wurde im Februar 1941 zur großen Karnevalssitzung im Stadttheater Koblenz uraufgeführt.

Das Lied ist seit dem bei allen Koblenzer Bürgern beliebt und gilt als Hymne der Stadt. Hier kannst du es dir anhören.

Dat Kowelenzer Schängelche

Et es bekannt doch iwweral
Et waiß och jedes Kend,
Dat närjens en der ganze Welt
Die Schängelcher mer fend,
Als hei bei ons am Deutsche Eck,
Wo seit uralter Zeit
Dat Kowelenzer Schängelche
Am allerbest‘ gedeiht.
Et es vur kainem bang
On singt sei Lewe lang.

Es ist doch überall bekannt
Es weiß auch jedes Kind,
Das nirgends in der ganzen Welt
Die Schängelcher wir finden,
Als hier bei uns am Deutsche Eck,
Wo seit uralter Zeit
Das Koblenzer Schängelche
Am allerbesten gedeiht.
Es ist vor keinem bang
Und singt sein Leben lang.

Refrain:
E lustich Kowelenzer Schängelche ich sein,
Gedaaft met Rhein- on Musselwasser on met Wein,
Gesond an Herz, an Lewer on der Lung,
On sein och meiner Modder ihrer allerbeste Jung!

Ein lustiges Koblenzer Schängelche ich bin,
Getauft mit Rhein- und Moselwasser und mit Wein,
Gesund an Herz, an Leber und der Lung,
Und bin auch meiner Mutter ihr allerbester Jung!

On wenn em och dä kalte Wend
Als dorch dat Bexje bläst,
Et niemals dä Humor verleert,
Dä Kopp nie hänge lässt.
Et singt on peift, es kreuzfidel,
On hept grad wie en Spatz,
On wer met imm kei Spaß verstieht,
Dat es en Bullewatz.
Wo Zitz on Zores hei,
Do es et stets dobei.

Und wenn ihm auch der kalte Wind
Als durch das Höschen bläst,
Es niemals den Humor verliert,
Den Kopf nie hängen lässt.
Es singt und pfeift, ist kreuzfidel,
Und hüpft grad wie ein Spatz,
Und wer mit ihm keinen Spaß versteht,
Das ist ein Bullewatz (gibt es keine direkte Übersetzung; ist ein Schimpfwort).
Wo Zitz und Zores hier (gibt es auch keine direkte Übersetzung; Wo etwas los ist),
Da ist es stets dabei.

Refrain

Dat Kowelenzer Schängelche
Lässt nie im Lewe no,
On wenn et mol ein Schängel es,
Sein annere widder do.
Su lang ons Mädcher Engelcher,
Dat es die Quintessenz,
Do get et och noch Schängelcher
En onser Residenz.
Dromm holl sich jeder schnell
An ons hei dat Modell.

Das Koblenzer Schängelche
Lässt nie im Leben nach,
Und wenn es mal ein Schängel ist,
Sind andere wieder da.
So lang es uns Mädchen Engelchen gibt,
Das ist die Quintessenz,
Da gibt es auch noch Schängelcher
In unserer Residenz.
Darum holt sich jeder schnell
An uns hier das Modell.

Refrain

Meine Empfehlung

Direkt am Rathaus und in unserer wunderschönen Altstadt

Den Schängelbrunnen findest du auf dem Willi-Hörter-Platz, direkt in der schönen Altstadt am Rathaus.

In den Torbögen spielen im Sommer häufig Musiker und das klingt durch die Akustik dort sehr schön. Direkt gegenüber des Brunnens geht es in einen schönen Hofgarten. Wenn du Glück hast, ist er geöffnet. Dann wirf unbedingt einen Blick hinein.

Auf unserem wunderschönen Weihnachtsmarkt, der über 2 Monate geht, ist der Garten immer geöffnet. Dort kannst du dann eine lebensgroße Krippe bestaunen.

Verweile etwas am Brunnen. Es gibt dort Bänke. Immer wieder siehst du Touristen, die, wenn sie ein Foto von dem Brunnen machen wollen, von unserem Schängel nass gespuckt werden.

Spaziere nach der Besichtigung durch die kleinen Gassen der Altstadt, genieße im Sommer ein Eis, im Winter kehre in eines der schönen Lokale ein und lass dich verwöhnen.

Anreise

Du kannst hier mit fast jedem Bus am Zentralplatz aussteigen und bist in ca. 5 Minuten am Schängelbrunnen.

An dem Brunnen gibt es Fahrradständer, an dem du dein Fahrrad sicher abschließen kannst, um dann noch durch die Stadt zu schlendern.

Steh am Brunnen, denk´ über dies und das, warte ein bisschen und werde nass.

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5 replies to “Die Lausbuben sind in Koblenz auch weiblich: Der Schängel”

  1. […] Koblenzer Mundart und Santitikes vermischen sich zu einer eigenen Sprache. Bei den jüngeren Schängelche ist der Satz durchweg […]

  2. […] Venus, das bin ich und ich bin ein waschechter Schängel. Oder um es mit den Worten meiner Mutter zu sagen: Nachweislich nicht nur in Koblenz geboren, […]

  3. […] die Priester ausgebildet. Das heißt, der Gebäudekomplex um den Willi-Hörter-Platz (da, wo der Schängel steht) ist komplett von den Jesuiten erbaut […]

  4. […] weit von der Hygieia findest du den Schängelbrunnen, eines der Wahrzeichen von Koblenz. Du kannst dich im Anschluss ausruhen auf unserem Görresplatz […]

  5. […] wurde er von dem damals gerade sehr erfolgreichen Komponisten Franz Hünten (auch ein Koblenzer Schängel). Hünten stellte dem jungen aufstrebenden Carl Mand ausreichend Kapital zur Verfügung, so dass […]

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