Hygieia – Manchmal muss man die Gesundheit suchen

Hygieia Koblenz

Hygieia – Die Göttin der Gesundheit (im Griechischen) blickt in der Koblenzer Altstadt auf uns herab. Aber die wenigsten blicken hinauf. Ich kenne viele Koblenzer und Koblenzerinnen, die diese Skulptur noch nie gesehen haben. 

Ok, direkt darunter ist ein Schuhgeschäft – für Frauen wird es hier schwierig, nach oben zu schauen….

Ein Drogist hat sich hier ein Denkmal gesetzt

Der Drogist Fritz Oettelshofen erbaute das Jugendstilhaus 1903 in der Koblenzer Altstadt, in der Firmungstraße 11 und hat die Hygieia auf seinem Dach anbringen lassen. Bei dem Haus handelte es sich um ein Geschäfts- und Wohnhaus. Später übernahm es die Drogerie Olbrich.

In den 1960ern wurde das Haus vollständig renoviert. Der Kopf der griechischen Göttin, als auch die Reliefs im dritten Obergeschoss links und rechts eines großen dreigeteilten Fensters blieben dabei erhalten.

Rheinische Dreifensterhäuser

Die Hygieia in der Sonne – wunderschön

Die Dreifensterhäuser in Koblenz wurden im 18. und 19. Jahrhundert gebaut. Zu finden sind die letzten Häuser sowohl in der Firmungstraße als auch an der Liebfrauenkirche. Das wohl bekannteste Dreifensterhaus ist das Adaccio am Görresplatz.

Die eher kleinen Wohnhäuser wurden damals nach hinten hin ausgebaut und die in der Firmungsstraße im hinteren Teil gelegenen Jesuitengärten wurden dadurch verkleinert. 

Die Anbauten wurden von einem Flur oder einem zusätzlichen Hofeingang verbunden. Die Zimmer in den Anbauten waren in der Regel ein halbes Stockwerk tiefer gelegen.

Hygieia – die Schreibweise in Koblenz lässt Fragen offen

Wie wird es denn nun geschrieben???

Der Schriftzug des Jugendstil-Giebels ist Hygiea. Richtigerweise ist die Schreibweise jedoch Hygieia oder Hygeia. Warum und wie es zu der falschen Schreibweise gekommen ist, bleibt im Dunkeln.

Im Eid des Hippokrates, der ersten grundlegenden Formulierung des ärztlichen Eides, wird die Göttin Hygieia ebenfalls genannt.

Hygieia ist auch die Schutzpatronin der Apotheker und Apothekerinnen. Das Wort “Hygiene” ist aus dem Namen abgeleitet.

Der Äskulapstab

In der griechischen Mythologie stand der Äskulapstab für Asklepios, der Gott der Heilkunde. Heute ist der Schlangenstab das Symbol für Ärzte und Pharmazie.

Unter dem Kopf der Hygieia kann man zwei grüne Schlangen erkennen, die aus einer Schale trinken. Die Schlange und die Arzneischale stehen symbolisch für eine gute Lebensführung und die Erhaltung der Gesundheit. 

Gesundheitssymbole

Links und rechts des Dreifensters siehst du auf der linken Seite eine Nonne, die einem kranken Kind einen Verband anlegt. Für Mönche und Nonnen galt die Krankenpflege als ein Akt der christlichen Nächstenliebe.

Rechts sehen wir eine Mutter, die ihr Kind wickelt. Im Mittelalter war es ausschließlich die Aufgabe der Mütter, sich um die Pflege der Kinder zu kümmern.

Früher der Giebel einer Drogerie – heute eines Schuhhauses

Schuhe und Drogerien liegen ja gar nicht so weit auseinander. Das kann jede Frau bestätigen, die in hohen Schuhen eine Nacht durchgetanzt hat….. 😉

Leider wurde der untere Teil dieses Reliktes der Barockzeit in Koblenz mit wenig Fingerspitzengefühl renoviert. Es scheint so gar nicht zum oberen Teil des Gebäudes zu passen.

Die Hygiea blieb bis 2021 mehr oder weniger verborgen

Wer schaut schon nach oben? Gerade, wenn unten in der Straße verlockende Geschäfte und Ateliers wie in unserer Firmungstraße sind. 

Deshalb wurde durch eine SPD-Initiative und dem Steinmetz Erich Becker aus Rübenach eine Steinplatte im Boden direkt gegenüber des Dreifenserhauses Nr. 11 in der Firmungstraße eingelassen: “STOP – Nach oben schauen”.

Die Steinplatte war mal dunkler Granit. Inzwischen ist auch diese verblasst (wie du auf dem Foto erkennen kannst) und wird von den meisten vorbei eilenden Menschen nicht mehr wahrgenommen.

Daher ist es mir ein Anliegen, unsere Hygieia wieder etwas mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

Meine Empfehlung

Nicht weit von der Hygieia findest du den Schängelbrunnen, eines der Wahrzeichen von Koblenz. Du kannst dich im Anschluss ausruhen auf unserem Görresplatz und im Adaccio, unserem Jugendstilrestaurant, stärken.

Anreise

Mit dem Rad kannst du bis zum Görresplatz fahren und dein Rad dort an den entsprechenden Fahrradständern, die um den Platz verteilt sind, anschließen. Von dort sind es nur wenige Minuten bis in die Firmungstraße 11.

Mit dem Bus fährst du bis zur Haltestelle „Zentralplatz/Forum“. Von dort gelangst du ebenfalls in wenigen Minuten in die Firmungstraße in der Koblenzer Altstadt.

Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.

Arthur Schopenhauer

Aussicht auf nächste Woche

Ein versteckter und stiller Garten inmitten der Altstadt. Weniger gepflegt als zum Beispiel der wunderschöne Garten Herlet , aber nicht weniger reizvoll. Im Sommer herrlich schattig. An einem Sonntag, begleitet von Kirchenmusik. Wie immer, nächsten Montag um 7 Uhr mehr Informationen hier in meinem Online-Magazin.

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2 replies to “Hygieia – Manchmal muss man die Gesundheit suchen”

  1. Dieter Wagner says:

    Erstmal vielen Dank für die vielen Detailinformationen.
    Trotzdem der freundliche Hinweis, dass einiges nicht wirklich zusammenpasst.

    a) Unter 1) steht ganz richtig: Jugendstilhaus von 1903.
    b) Unter 2) Lautet die Überschrift „…Dreifensterhäuser – Mittelalterlich…“
    Im Test erfahren die Leser aber: „Die Dreifensterhäuser… wurden im 18. und 19. Jahrhundert gebaut.“
    Geht’s also um Mittelalter (ca bis 1500) oder um die Zeit Goethes und der Industrialisierung?
    c) Unter 3) findet sich schließlich: „Der Schriftzug des barocken Giebels“.
    Jetzt ist die Verwirrung komplett – Mittelalter… Barock… 18./19. Jahrhundert… Jugendstil von 1903…

    Freundliche Frage:
    Hätten die Leser dieses verdienstvollen Blogs nicht etwas mehr Sorgfalt verdient?

    Über eine nicht gekränkte Antwort würde ich mich freuen.
    Danke im voraus

    Dieter Wagner, Historiker („Besserwisser“!!!)

    1. KristinaVenus says:Author

      Vielen Dank Herr Wagner! Manchmal darf man auch ein „Besserwisser“ sein, vor allem, wenn man Recht hat. Da hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen und ist bei der Korrektur übersehen worden. Um es mit den Worten des russischen Generals Saint-Priest zu sagen: Gesehen und genehmigt. 😉

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