LMAA-Haus in Koblenz-Neuendorf

LMAA-Haus Koblenz

LMAA-Haus: Leck-mich-am-Arsch-Haus….. Bitte was? Nein, ich werde jetzt nicht unverschämt, sondern dieses Haus gibt es tatsächlich in Koblenz-Neuendorf. Bzw. ein Haus mit folgender Inschrift über dem Torbogen: „Dieses Haus und Hofe ist frey / Wer es nicht glauben wil, der leck mich im Arsch und gehe vorbey.“

Wie kommt jemand dazu, diesen Spruch – und das auch noch im strengen 18. Jahrhundert – an sein Haus anzubringen. Was war das für ein Mensch? Und hat er es ernst gemeint oder ist es mit einem zwinkernden Auge zu betrachten?

Familie von Nell und ihr Leben in Koblenz

Die Geschichte der Familie von Nell beginnt im Jahr 1642, in dem das erste mal ein Christian Nell urkundlich erwähnt wird. Man vermutet aber irische Herkunft, da auch das Familien-Wappen große Ähnlichkeit mit irischen Wappen aufweist. Christian Nell war Flößer und Holzhändler in Koblenz-Wallersheim. Verheiratet war er mit Maria Catharina Vogt. Sie bekamen insgesamt zehn Kinder. Unter anderem machte er Geschäfte mit Holland, wo der Holzhandel im 17. und 18. Jahrhundert seinen Höhepunkt fand.

Flößer und Holzhändler im 17. Jahrhundert und ihre Bedeutsamkeit

Würde heute sich jemand trauen, solch einen Spruch auf seinem Haus zu verewigen?

Die Floßschifffahrt gehört zu dem ältesten Gewerbe am Rhein. Holz war damals der wichtigste Rohstoff. Kein Haus, kein Schiff konnte ohne Holz erbaut werden. Jedes Gewerbe und die gesamte Industrie benötigte Holz.

Da es damals kaum gut ausgebaute Landwege gab, waren die Flößer eine wichtige Größe und der Transport auf den Flüssen von großer Bedeutung. Der Rhein gehörte zu eine der wichtigsten Transportwege.

Viele Flößer und Holzhändler erwarben großen Reichtum und hohes Ansehen. Nicht selten hatten Flößer ein Vermögen von einigen Millionen Euro (nach heutiger Kaufkraft umgerechnet). Viele Städte und Fürsten liehen sich Geld bei Flößern für ihre Projekte. Und so konnte ein wohlhabender Flößer in den Adelsstand aufsteigen.

1709 wurde Peter Christian Nell, eines der zehn Nell-Kinder, in den Adelsstand erhoben. Seit dem darf sich die Familie von Nell nennen.

Wer ist für den LMAA-Spruch verantwortlich?

Blick vom Rheinufer am LMAA-Haus auf die Festung Ehrenbreitstein

Die Familie von Nell hat sich durch die vielen Kinder in der ganzen Welt verbreitet. In Koblenz-Neuendorf hat sich Peter Christian von Nell einen Namen gemacht. Nicht nur als Flößer, sondern er baute auch Wein an, war Fischermeister und betrieb eine Fähre von Neuendorf nach Urbar.

Peter Christian von Nell und seine Frau Gertrud Milz haben elf Kinder in die Welt gesetzt. Der älteste Sohn Jakob von Nell betrieb den Floßhandel in Koblenz weiter, nachdem sein Vater im Alter von 69 Jahren in Holland durch einen Unfall zu Tode kam.

Wer konkret den Spruch an das LMAA-Haus angebracht hat, kann nicht nachvollzogen werden und es handelt sich lediglich um Spekulationen.

Der Hintergrund zum LMAA-Haus

Leider gibt es auch keine konkreten Informationen zu dem LMAA-Spruch. Mittig im Spruch ist das Familienwappen als auch die Jahreszahl 1732 angebracht. Dies lässt vermuten, dass der Spruch in diesem Jahr angebracht wurde. Demnach müsste es eine der Kinder von Peter Christian von Nell gewesen sein.

Ein politischer Hintergrund kann ausgeschlossen werden, da dem Rheinland in den kriegerischen Auseinandersetzungen der Jahre 1730 – 1760 keine große Bedeutung zukam.

Daher ist davon auszugehen, dass der Spruch am LMAA-Haus einen privaten Hintergrund hat. Eventuell wird hier auf das Denken und Handeln der Familie hingewiesen. Vielleicht wollte man so demonstrieren, dass man frei war und jeder, der das nicht glauben wollte, konnte der Familie egal sein.

Das Familien-Wappen

Am LMAA-Haus ist auch das Familienwappen der Familie von Nell verewigt. Im roten Bereich ist eine Ähre zu sehen, die für den Gutsbesitz der Familie steht. Die Fische stehen für die Fischerei der Familie. Der Mann mit dem Dreizack, der mittig zu finden ist, kann ein Sinnbild sein für die Macht, die die Familie auf Wasser erreicht hat.

Darunter ist eine Krone zu sehen. Die Kronenform ist in der Regel von der gesellschaftlichen Stellung des Wappenträgers abhängig. Eine Adelskrone ist neunzackig. Die Krone hier im Familienwappen ist dreizackig. Die Anzahl der Zacken verrät den Rang.

Die Farbe Blau steht wohl für das Wasser. Die Farbe Rot wurde häufig im Zusammenhang mit Macht verwendet. Jedoch waren die zwei Farben häufig verwendete in Wappen.

Selbst die Darstellungen in dem Familienwappen der von Nell wirken eher spielerisch und passen somit zu dem Spruch.

Anreise

Mit dem Rad kannst du von Koblenz aus über die Balduinbrücke radeln (guter Startpunkt ist das Deutsche Eck), dann Richtung Andernach und unten am Wasser lang. Du kommst an dem Campingplatz „Knaus Campingpark“ vorbei und kurz vor der Neuendorfer Kirche findest du schon das LMAA-Haus, Am Ufer 22, 56070 Koblenz.

Mit dem Bus, Linie 2/12, Richtung Wallersheim, bis zur Bushaltestelle „Plankenweg Süd“. Von dort ist es nicht weit bis zum Rheinufer und zum LMAA-Haus.

Meine Empfehlung

Nach der Besichtigung des LMAA-Hauses (nur von außen) kannst du dich im Biergarten „vom „Zur alten Brauerei“ mit leckerem Essen und einem kühlen Bier erfrischen. Im Winter geht das auch sehr gut in dem Gasthaus. Hier kannst du dir vorab einen Platz reservieren.

Der Takt der Frechheit besteht darin, zu wissen, bis zu welchem Punkt man zu weit gehen kann.

Jean Cocteau

Aussicht auf nächste Woche

Gerade ist Sommer in Koblenz. Wenn du, wie ich, nicht gerne in ein Schwimmbad gehen magst, um dich im kühlen Nass abzukühlen, dann gibt es nur einen Ort für dich. Und den verrate ich dir, wie immer, nächsten Montag um 7 Uhr hier an diesem Platz. Ich freue mich auf dich!

Frage

Kanntest du das LMAA-Haus schon? Schreibe mir doch gerne hier unter dem Artikel deinen Kommentar.

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