Haus Laroche Ehrenbreitstein

Literarischer Salon Ehrenbreitstein

Das Haus Laroche in Koblenz-Ehrenbreitstein ist unspektakulär, um nicht zu sagen wenig beachtenswert und die Gedenktafel seitlich so versteckt angebracht, dass wohl niemand ahnt, welche Größen des 18. Jahrhunderts der Literatur hier ein- und ausgegangen sind.

Der erste Literarische Salon am Mittelrhein

Die Gedenktafel fällt kaum auf

Sophie von La Roche, eine deutsche Autorin, lebte mit ihrer Familie zehn Jahre in Ehrenbreitstein und gründete dort den ersten literarischen Salon, das Haus Laroche, in dem sich die VIP´s der damaligen Zeit die Klinke in die Hand gaben.

Wenn wir den Ort besuchen, ahnen wir nicht, dass dort schon Goethe verweilte (und sich verliebte), Clemens Brentano das Licht der Welt entdeckte, die Familie des Freiherrn von Stein ein- und ausging und viele Literaturkenner, -liebhaber und -erschaffer immer wieder ihr Bestes gaben.

Sophie von La Roche

Als Erstgeborene von insgesamt 13 Kindern kam sie am 6.12.1730 in Kaufbeuren zur Welt. Ihre Liebe zur Literatur zeigte sich schon im zarten Alter von nur drei Jahren, denn da soll sie schon das Lesen angefangen haben. Und mit nur fünf Jahren, sagt man, hat sie die Bibel komplett gelesen.

Sophie und ihre Männer

Mit nur 15 Jahren verlobte sich der 13 Jahre ältere Italiener Gio­van­ni Lo­do­vi­co Bi­an­co­ni mit ihr. Er war der Leibarzt des Fürstbischofs von Augsburg. Bianconi unterrichtete Sophie in Kunstgeschichte, Altertumskunde, Musik, Italienisch und Mathematik.

Die Hochzeit platzte allerdings. Sophies Vater stellte die Bedingung, wenigstens eines der zukünftigen Kinder in lutherischer Konfession zu erziehen. Darauf wollte der Italiener nicht eingehen.

1750 verliebte sich Sophie in ihren Cousin, Christoph Martin Wieland. Sie verlobten sich. Diese Verlobung löste Sophie 1753 wieder auf. Wieland gilt als einer des Viergestirns von Weimar, zusammen mit Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Schiller und Johann Gottfried Herder. Die Freundschaft der beiden blieb aber bis zu seinem Tod 1813 bestehen.

Letztendlich ging sie im Dezember 1753 die Ehe ein mit dem zehn Jahre älteren und unehelich geborenen Georg Michael Frank von Lichtenfels, genannt La Roche.

Sophie und die vielen Umzüge

Zuerst wohnte sie mit ihrem Ehemann in Mainz. Weiter ging es zum Landsitz des Grafen von Stadion nach Warthausen. Als dieser 1768 verstarb, zogen die Eheleute weiter auf das Gut Bönnigheim.

Ihr Ehemann hatte in Warthausen den Freiherrn Franz Eu­stach von Horn­stein kennengelernt. Als dieser 1771 Konferenzminister von Kurfürst Clemens Wenzelslaus wurde, ging er dafür nach Koblenz. Er vermittelte Sophies Mann noch im gleichen Jahr an den kurtrierischen Hof.

Ehrenbreitstein und die Literatur im Haus Laroche

Der Eingang zu einem historischen Gebäude, der unpassender nicht sein könnte

Bis zu dieser Zeit waren die zwei Töchter Maximiliane und Lulu zur Erziehung in einem Kloster in Straßburg. Der Sohn Fritz hatte bei Sophies Ex-Verlobten, dem Cousin Christoph Martin Wieland, gelebt.

In Ehrenbreitstein kam die gesamte Familie wieder im Haus Laroche zusammen. Zu diesem feierlichen Anlass überlegte sich Sophie, einen Kreis von Dichtern einzuladen. Das war der Auftakt für den literarischen Salon der Sophie von La Roche.

Sophies Zirkel wurde fortan ein Magnet für alles, was in der Literaturwelt Rang und Namen hatte. Auch Sophie selbst hat in Koblenz ihren zweiten Roman „Ro­sa­li­es Brie­fe an ih­re Freun­din Ma­ri­an­ne von St.“ geschrieben.

Die Dichter und die Liebe

Goethe gar verliebte sich in Sophies Tochter Maximiliane. Ebenfalls war der Dichter und Publizist Jo­hann Ge­org Ja­co­bi der Tochter verfallen. Doch Sophie riet Maximiliane zu der Ehe mit dem 21 Jahre älteren Peter Anton Brentano. Es waren wohl wirtschaftliche Gründe, die Sophie dazu veranlassten. Geheiratet wurde in der Schlosskapelle in Ehrenbreitstein, ganz in der Nähe vom Haus Laroche.

Aus dieser Ehe stammt unter anderem Clemens Brentano, der auch in dem Haus in Ehrenbreitstein geboren ist. Clemens Brentano war später einer der bedeutenden deutschen Schriftsteller und Dichter, sowie eine der Hauptvertreter der Heidelberger Romantik.

Das höfische Umfeld von La Roche

Sophie von La Roche pflegte persönliche Kontakte, sowie den Gedankenaustausch in schriftlicher Form mit vielen bekannten Größen des Hofes.

Genannt sei hier Franz Ge­org Graf von Met­ter­nich, Fürst Metternich, der in Koblenz geboren war und später als Außenminister in Wien beim Wiener Kongress dafür sorgte, dass das Mittelrheintal den Preußen zugesprochen wurde.

Sie pflegte auch den Austausch mit Chris­toph Phil­ipp Frei­herrn von Ho­hen­feld (1743-1822), Kon­fe­renz­mi­nis­ter am Ho­fe von Cle­mens Wen­zes­laus, der unser schönes Schloss und bezauberndes Theater bauen ließ.

Die leidliche Rolle des Ehemannes von La Roche

Der literarische Salon im Haus Laroche Ehrenbreitstein war in der Zeit ein über die Grenzen hinaus bekannter Treffpunkt geworden. Ihr Ehemann zeigte daran wenig Interesse. Er setzte sich für den Bau einer öffentlichen Bibliothek ein als auch einer Buchhandlung. Damit wollte er die Lesekultur in der Stadt fördern.

Sophies Mann äußerte damals Kritik am Ordenswesen und gegenüber der päpstlichen Einflussnahme auf die Politik. Dadurch zog er den Unmut des Kurfürsten Wenzelslaus auf sich. Es wurde gegen ihren Mann intrigiert, so dass er letztendlich seinen Dienst in Ehrenbreitstein quittieren musste.

Das Ehepaar La Roche verließ 1780 Koblenz. Damit hatte der literarische Salon im Haus Laroche in Ehrenbreitstein ausgedient.

Nachwort zu Sophie von La Roche

Das Äußere des Hauses wirkt wie das traurige Ende der Sophie von La Roche

So erfolgreich ihr literarischer Salon zu der Zeit auch war, Sophie geriet nach dem Tod ihres Ehemannes in finanzielle Not. Durch die Besetzung der linksrheinischen Gebiete durch die Franzosen erhielt sie keine Einnahmen mehr des Rheinzolls bei Boppard, die sie als Erbin ihres Ehemannes erhalten hatte.

Sie verlor auch ihren Sohn Franz Wilhelm mit nur 24 Jahren und ihre Tochter Maximiliane mit nur 37 Jahren. Dadurch verbitterte Sophie immer mehr. Sie wetterte immer häufiger auf die Franzosen.

So verlor sie ihr hohes Ansehen in der Literaturwelt und man wendete sich immer mehr von der einstmals so beliebten Frau ab.

Anreise

Der literarische Salon, bzw. das heutige Wohnhaus findest du in Koblenz-Ehrenbreitstein, in der Hofstraße 262. Mit dem Rad kannst du von Koblenz aus über die Pfaffendorfer Brücke den Rhein überqueren. Beim Hotel Diehls radelst du unten direkt am Rhein entlang, bis es rechts abgeht zum Kapuzinerplatz und zur Hofstraße.

Du kannst auch vom Koblenzer Pegelhaus mit der Fähre übersetzen. Pro Erwachsener kostet die Überfahrt 2,50 €, für dein Rad bezahlst du 1,00 € pro Fahrt.

Mit dem Bus fährst du bis zur Haltestelle „Kapuzinerplatz/Fähre“ (Linien 8, 460, 9, 10 und 26).

Meine Empfehlung

Setze von Koblenz mit der Fähre über und radel dann zurück über Koblenz-Pfaffendorf, schau dir dort die Cunoburg an, fahre dann wieder runter an den Rhein, Richtung Süden und besuche noch die Wahrschaustation. Danach kannst du über die Horchheimer Eisenbahnbrücke noch zum Oberwerth fahren. Durch die Kaiserin-Augusta-Anlagen radelst du dann wieder zurück nach Koblenz.

Ein schöner Tagesausflug mit dem Fahrrad, bei dem du jede Menge siehst und dich in Ruhe einlesen kannst.

Jeder Augenblick ist von unendlichem Wert.

Johann Wolfgang von Goethe

Aussicht auf nächste Woche

LMAA – Du weißt, was das heißt? Aber kannst du dir vorstellen, dass jemand im 18. Jahrhundert so etwas als Spruch an seinem Haus verewigen lässt?

In Koblenz ist so einiges möglich! Lass dich nächsten Montag wieder um 7 Uhr überraschen.

Frage

Wusstest du, dass im literarischen Kreis in Ehrenbreitstein früher auch mal eine Polizeistation war?

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