Im Theater – Die Menschen ohne Namen: Statisten

Theater Koblenz Die Schöne und das Biest

Die Schöne und das Biest – Foto: Matthias Baus für das Theater Koblenz

Im Theater braucht es viele Statisten, um Geschichten noch besser erzählen zu können. Sie sind nicht nur Dekoration, sondern in einigen Theatern erhalten sie sogar Kleindarsteller-Rollen. Das heißt, dass sie sogar kleine Sprechrollen erhalten.

Was wäre das Theater ohne die Statisterie? Es heißt, sie sind im Hintergrund, sie sind quasi die Deko. Aber stelle dir einfach mal die letzte Vorstellung vor, welches du besucht hast, ohne Statisten. Es würde etwas fehlen, stimmt´s?

Aber die Statisten bleiben ohne Namen. Nirgends werden sie genannt. Und ich möchte heute den Statisten im Theater Koblenz einen Namen und ein Gesicht geben, sowie ihre Geschichten erzählen.

Wer weiß, vielleicht bist du am Ende des Artikels motiviert und/oder neugierig und bewirbst dich selbst mal als Statist oder Statistin.

Was macht ein Statist konkret?

Statisten haben keine tragende Rolle. Sie können zum Beispiel Gäste in einem Restaurant spielen oder eine Gruppe, die durch das Bild laufen, um eine Szene zu beleben und glaubwürdiger zu gestalten. Im Theater Koblenz haben die Statisten keine Sprechrollen.

Es gibt aber Produktionen, wie zum Beispiel die Mayener Burgfestspiele, da kann es auch vorkommen, dass die Statisterie spricht, tanzt und singt. (Fast) alles ist möglich.

Wie wird man Statist?

Du kannst dich einfach bewerben. Es gab einmal in Koblenz vor vielen Jahren Castings. Inzwischen finden diese nur noch vereinzelt und zu bestimmten Stücken statt. Hier kannst du das Theater Koblenz anschreiben.

Welche Menschen werden Statisten?

Ich habe mich, stellvertretend für alle Statisten, mit Tatjana und Stefan unterhalten. Aber du erfährst auch etwas über Tina, Daria und Mehmet. Wie unterschiedlich sie auch alle sind, alle haben eine Leidenschaft: Das Theater. Aber das war nicht bei allen von Anfang an so.

Ich selbst bin derzeit als Statistin“ bei „Die Schöne und das Biest“. Und wenn du denkst, dass nur rein kreative Menschen mit entsprechender Vorbildung dort Teil der Statisterie sind, dann irrst du. Hier erfährst du deren Geschichten.

Welche bekannten Schauspielerinnen und Schauspieler haben als Statisten angefangen?

Bild von WikimediaImages auf Pixabay

Wusstest du, dass Brad Pitt als Statist in die Filmbranche eingestiegen ist? Harrison Ford hat in Los Angeles anfangs nur Statistenrollen erhalten. Renée Zellweger, Jean-Claude van Damme, Robert de Niro, Sylvester Stallone, und viele weitere Weltstars haben mal in der Statisterie angefangen.

Stefan ist beim Theater Koblenz volljährig

Stefan ist jetzt schon seit 18 Jahren dabei. Durch einen Aufruf damals im Koblenzer Schängel (Zeitung) kam er zu einem Casting. Nur zwei Wochen später erfuhr er, dass er dabei ist. Seit dem ist er der Koblenzer Bühne treu geblieben.

Inzwischen ist er sogar ein Ensemble-Mitglied bei den Enthusiasten, der Spielclub für Erwachsene. Hier werden eigene Stücke mit Unterstützung von Profis erarbeitet und auf die Bühne gebracht. Mitunter mit sehr großem Erfolg.

Hauptberuflich ist er Lagerist, ein körperlich anstrengender Job. Trotzdem nimmt er die gerade vor den Premieren häufig anfallenden Proben bis spät abends in Kauf. „Hier habe ich so viele interessante Menschen kennen gelernt“, schwärmt er. „Das ist ein schöner Ausgleich zu meinem Beruf.“

Tatjana, die Biologisch-Technische Assistentin, die gerne kreativ ist

Tatjana ist auch privat sehr kreativ. Sie malt und zeichnet. Ursprünglich hat sich ihr auch die Frage gestellt, ob sie mehr in die Wissenschaft gehen oder ihre Kreativität zum Beruf machen soll. Sie entschied sich für die für sie sichere Variante.

Als sie dann im Internet einen Aufruf des Theaters Koblenz fand, bewarb sie sich sofort und hat es bis heute nicht bereut.

In den unterschiedlichsten Stücken hat sie schon mitgewirkt. Die Oper „Faust“ war ihr erstes Stück als Statistin. Zur Zeit spielt sie in vier verschiedenen Stücken fast zeitgleich mit. „Da bleibt nicht mehr viel Zeit für Freund, Familie und Freundeskreis. Aber das ist es mir wert!“

Die Herausforderung für Tatjana ist es, ihre Auftritte in einem Stück nicht unbedingt in der richtigen Reihenfolge zu lernen und am Ende alle Szenen richtig hintereinander zu setzten. „Als Statistin bist du ein kleines Puzzleteilchen, aus denen sich die fertige Produktion zusammensetzt. Den Entstehungsprozess bis zur fertigen Produktion beobachten zu können, macht immer wieder Spaß. Besonders, wenn das Stück gut beim Publikum ankommt.“

Tatjana schwärmt von den tollen Menschen und der schönen Atmosphäre vor, auf und hinter der Bühne. Für die Teilnahme bei „Die Schöne und das Biest“ entschied sie sich, weil sie bisher nur die Disney-Version kannte. „Es ist interessant, Teil einer ganz anderen Inszenierung und Interpretation der Geschichte mit anderer Musik zu sehen. Es ist zwar eine Oper, jedoch ist die Musik wunderschön!“

Tina, Daria und Mehmet, die Lehrer in der Statisterie

Alles drei sind Lehrer. Tina in einer Realschule. Sie ist seit 2016 dabei. Ihre Intention kam daher, dass sie als Theaterpädagogin an ihrer Schule Darstellendes Spiel unterrichtet. Sie wollte einmal selbst auf der Bühne stehen und erleben, wie das ist. „Ich mag es, Teil eines Ganzen zu sein!“

„Außerdem nehme ich aus jeder Produktion etwas für meine eigenen Schüler mit.“ Die bisher größte Herausforderung im Theater war, dass sie bei der „Zauberflöte“ in 25 cm hohen Plateauschuhen auftreten musste.

Daria ist Grundschullehrerin und mag den besonderen Charme von Opern und Märchen. „Das einzige, was herausfordernd ist, ist das Zeit-Management während der zwei Wochen vor einer Premiere. Aber die Proben auf der Hauptbühne, in Kostüm und Maske mit Orchesterbegleitung gleichen die Herausforderung bei weitem aus,“ sagt sie.

Mehmet ist ebenfalls Lehrer und erst seit 2022 als Statist im Theater Koblenz dabei. Er hat als Schüler schon auf der Bühne gestanden. „Es bereichert mich“, schwärmt er. „Ich möchte am Ende meines Lebens zu mir sagen können, dass ich glücklich gelebt habe. Mit den Erlebnissen auf der Theaterbühne bin ich auf einem guten Weg!“

Ihr Tipp, wenn du Interesse an der Statisterie hast

Einfach mal ausprobieren! Das sagen alle. Und alle, mit denen ich mich unterhalten habe, beschreiben es als Bereicherung. Das Lampenfieber hält sich in Grenzen. Die Proben sind immer lustig und jeder erhält gute Unterstützung. Und wenn dann die Aufregung der Premiere in tosendem Applaus endet, dann ist das das größte Geschenk.

Was verdienst du als Statist?

Bild von Steve Buissinne auf Pixabay

Im Koblenzer Theater bist du ehrenamtlich als Statist tätig und erhältst eine kleine Aufwandsentschädigung. Wenn du dich in einem anderen Theater bewerben möchtest, frage vorher nach. Denn es gibt die unterschiedlichsten Modelle. Aushilfsjob oder Mindestlohn. Alles ist möglich!

Warum werden Statisten namentlich nicht genannt?

Egal, ob im Theater oder beim Film, Statisten werden namentlich nie genannt. Warum ist das so?

Sie sind vielleicht zu viele und zu wenig wichtig….. Manch einer sagt, es hätte steuerliche Gründe. Das konnte in meinen Recherchen nicht bestätigt werden.

Jeder einzelne Mitarbeiter wird namentlich genannt. Ich finde es schade, dass die Statisterie immer anonym bleibt. Aber es gibt auch Statisten, denen das recht ist.

Meine Empfehlung

Besuche mal wieder eine Theater-Vorstellung. Hier findest du das aktuelle Programm vom Theater Koblenz. Schnupper Theater-Luft und achte auf die Statisten. Da bekommst du ein Gefühl dafür, ob das was für dich ist.

Alle oben genannten Statisten, mich eingeschlossen, siehst du bei „Die Schöne und das Biest“. Ich persönlich kann auch derzeit „Mein Freund Harvey“ und „Gräfin Mariza“ empfehlen. Wunderschön, unterhaltsam und abwechslungsreich.

Wenn du die Rheinische Philharmonie, die regelmäßig das Musiktheater in Koblenz musikalisch bereichert, mal an einem anderen Ort genießen möchtest, dann empfehle ich dir eine Matinee im Görreshaus.

Anreise

Das Theater Koblenz ist in der Clemensstraße 5, 56068 Koblenz. Hier geht es zur Internetseite.

Das Theater ist mitten in Koblenz und wunderbar mit dem Rad zu erreichen. Direkt vor dem Künstlereingang sind einige Fahrradständer.

Mit dem Bus kannst du bis zur Haltestelle ‚“Stadttheater/Schloss“ fahren. Direkt gegenüber siehst du unser schönes Theater.

Ich liebe es, Theater zu spielen. Es ist so viel realistischer als das Leben.

Oscar Wilde

Aussicht auf die nächste Woche

Ein ganz besonderer Verkehrspavillon aus der Straßenbahnära in Koblenz. Heute leider kein Schmuckstück mehr. Ein Kulturgut, welches als solches nicht mehr zu erkennen ist. Trotzdem erzählt es eine Geschichte. Nächsten Montag wieder um 7 Uhr.

Mein Dank

Mein herzliches Dankeschön an die Presseabteilung, die mir die wunderschönen Fotos von dem Fotografen Matthias Baus zur Verfügung gestellt hat.


Verrate mir doch mal hier unten in den Kommentaren, wann du das letzte mal im Koblenzer Theater warst? Und in welchem Stück? Ich freue mich, von dir zu lesen!

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3 replies to “Im Theater – Die Menschen ohne Namen: Statisten”

  1. […] hat­te er noch während seiner Schulzeit An­fang 1939 im Ha­ge­ner Stadt­thea­ter als Sta­tist in ei­ner In­sze­nie­rung des „Wil­helm Tel­l“ von Fried­rich […]

  2. […] übrigens 1811 in Koblenz gegründet. Das Haus kannst du heute noch in der Neustadt, unweit des Stadttheaters, von außen […]

  3. […] am Ho­fe von Cle­mens Wen­zes­laus, der unser schönes Schloss und bezauberndes Theater bauen […]

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