Was ist eine Wahrschaustation? Welche Funktion hat sie? Und gibt es sie noch in der heutigen Zeit?
Heute lernst du ein kleines Häuschen auf der rechten Rheinseite kennen, welches früher für die Schifffahrt auf dem Rhein zuständig war. Auch heute wird noch „gewahrschaut“.
Wahrschaustation – Bedeutung
Wahrschauen kommt aus der Seemannssprache und bedeutet so viel wie warnen und/oder instruieren.
Die Wahrschaustation dient also dem Schutz der Schifffahrt, da diese an den Stationen beobachtet und ggf. gewarnt wird.
In Koblenz ein Kulturdenkmal
In Koblenz-Pfaffendorf kannst du eine original Wahrschaustation besichtigen – allerdings nur von außen, was bei der kleinen Größe keinen Abbruch tut. Es handelt sich hierbei um eine kleines Ein-Zimmer-Backstein-Gebäude. Die Station ist allerdings nicht mehr in Betrieb.
Kurze Zeit in Betrieb
Die Wahrschaustation war hier von 1907 bis 1947 in Betrieb. Hier wurde die zwei Kilometer entfernte rheinabwärts gelegene Schiffbrücke überwacht. Kam ein Schiff, telefonierte der Lotse mit der Schiffbrücke. Dem Schiffkapitän gab er ein Signal zum Weiterfahren oder Halten.
Da die Durchfahrt durch die Schiffbrücke sehr eng war, war es immer nur einem Schiff möglich, die Brücke zu passieren.
Schiffbrücke in Koblenz
Diese Brücke stand seit 1819 dort wenige Meter nördlich des Koblenzer Schlosses. Sie erleichterte die Überfahrt von Koblenz nach Ehrenbreitstein und zurück.
Zu Beginn standen an der Schiffbrücke 38 hölzerne Kähne. Später waren es eiserne Pontons, mit Planken überspannt.
Kamen Schiffe rheinauf und/oder -abwärts, dann konnten ein bis zwei bewegliche Joche der Brücke ausgefahren werden.
1945 wurde die Schiffbrücke beim Rückzug der deutschen Truppen im Zuge der Zerstörung aller Rheinbrücken ebenfalls gesprengt. Später wurde sie von den Franzosen durch eine Pontonbrücke ersetzt. Jedoch nach nur zwei Jahren wurde diese Brücke wieder aufgegeben.
Dies war auch das Ende der Wahrschaustation.
Hier kannst du einige interessante Fotos zur Schiffbrücke sehen.
Wo wird heute noch gewahrschaut?
Die wohl bekannteste Wahrschaustation ist bei der Loreley im Mittelrheintal. Ursprünglich wurden dort auf fünf Kilometer gewahrschaut, seit 2013 sind es sieben Kilometer mit sieben Wahrschaustationen.
Früher hatte man mit Böllerschüssen und danach mit Flaggen die Schiffe informiert, ob sie halten oder weiterfahren durften. Seit 1993 übernehmen Radare die Überwachung und es gibt Lichtsignale für die Schiffe.
Meine Empfehlung
Du kannst einen wunderschönen Rund-Spaziergang machen. Starte am Koblenzer Schloss, überquere die Pfaffendorfer Brücke. An deren Ende biegst du rechts nach Koblenz-Pfaffendorf ab. Unten am Rhein kannst du ein langes Stück spazieren gehen und erfährst dort an einigen Haltepunkten auch noch etwas über die damalige Schiffahrt.
Dann gehst du an der Straße weiter Richtung Süden und kommst automatisch an der Wahrschaustation vorbei.
Dahinter geht ein Weg wieder runter am Rhein entlang. An der Südbrücke angekommen, biegst du links ab und gehst hoch nach Koblenz-Horchheim. An der Hauptstraße (Emser Straße) angekommen, gehst du links bis du zur Eisenbahnüberquerung kommst. Dort gehst du davor links und überquerst den Rhein über die Eisenbahnbrücke.
An deren Ende gehst du rechts durch die Unterführung, kannst hier noch einen Spaziergang auf dem Oberwerth dranhängen. Bis du am Schwanenteich wieder an das linke Rheinufer kommst und durch die Kaiserin-Augusta-Anlagen zurück zum Schloss gehst.
Dort kannst du noch etwas weiter gehen, bis zum Pegelhaus. Direkt dahinter siehst du zwei identisch aussehende Kioske. Das sind die Brückenhäuser der Schiffbrücke und sie stammen aus dem Jahr 1914.
Auf gleicher Höhe siehst du die Überreste der Verankerung der Schiffbrücke im Geländer.
Anreise
Die Wahrschaustation findest du in Koblenz-Pfaffendorf gegenüber der Emser Straße 176. Wenn du mit dem Rad anreist, kannst du o. g. Weg auch mit dem Rad vom Schloss über die Pfaffendorfer Brücke bis zur Wahrschaustation nehmen.
Mit dem Bus fährst du mit der Linie 6 Richtung „Horchheimer Höhe“ bis zur Haltestelle „Emser Straße“.
Oder du folgst meiner Empfehlung und machst einen schönen Spaziergang. Gerne kannst du mir einen Gruß in den Kommentaren hier unter dem Artikel da lassen. Ich freue mich!
Wind und Wellen sind immer auf der Seite des besseren Seefahrers.
Edward Gibbon
Aussicht auf nächste Woche
Vielleicht warst du schon in unserem Koblenzer Theater. Dir gefallen die Kostüme, die Schauspieler werden beim Namen genannt. Wenn es dich interessiert, kannst du nachlesen, wie die Menschen hinter den Kulissen heißen.
Nur eine Gruppe bleibt ohne Nahmen – die Statisterie. Und daher wird mein nächster Artikel genau über diese Menschen gehen. Ich will ihnen einen Namen und ein Gesicht geben, ihre Geschichten erzählen und euch ein wenig hinter die Kulissen des Theaters mit nehmen. Seid gespannt!
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