Kaiserin-Augusta-Anlagen: Preußische Grünanlagen zum Verweilen

Kaiserin-Augusta-Anlagen in Koblenz

Die Kaiserin-Augusta-Anlagen laden nicht nur an einem Sonntag zum Spazieren, Flanieren und Erholen ein. Der Teil der Rheinanlagen ist wohl der schönste in Koblenz und wir verdanken diesen Park der preußischen Prinzessin und Königin Augusta Marie Luise Katharina von Sachsen-Weimar-Eisenach.

Ich habe das große Glück, diese Anlage öfters durchradeln zu können, da es ein Teil meines Heimweges ist.

Wer war Kaiserin Augusta?

Sie war die Ehefrau des Prinzen und späteren Kaiser Wilhelm I. zu Preußen. Anfangs lebten sie in Berlin und ihre Sommerresidenz war in Potsdam.

1849 wurde Wilhelm zum Generalgouverneur der Rheinprovinz benannt und 1850 zogen er und Augusta in das Koblenzer Schloss ein.

Die Ehe mit Wilhelm war, wie so viele Ehen damals, arrangiert und man weiß aus einigen Briefen, dass Augusta sich mehr von der Verbindung erhoffte. Wilhelm heiratete sie auf Drängen seines Vaters, aber er liebte sie wohl nie. Auch hatte er wenig Verständnis für das politische Interesse seiner Frau, da es zu der Zeit unüblich war, dass Frauen sich in Politik einmischten.

Ihr erstes Kind wurde erst 3 Jahre nach Eheschließung geboren und Wilhelm bekannte in einem Brief an seine Schwester, dass Augusta es an Weiblichkeit fehle. Sehr schnell amüsierte er sich mit anderen Frauen, von denen Augusta wohl gewusst haben musste.

In Koblenz blühte Augusta auf

Hier in Koblenz ging es Augusta, die immer wieder manisch-depressiphe Phasen hatte, besser. So konnte sie hier in Koblenz das Hofleben mehr nach ihren Bedürfnissen gestalten. Sie nannte Koblenz ihr „rheinisches Potsdam“.

1856 beauftragte Augusta den damals besten preußischen Gartenbaukünstler, Peter Joseph Lenné, für die Gestaltung der Rheinanlagen, die 1891 umbenannt wurden in Kaiserin-Augusta-Anlagen.

Sie ließ einen Park anlegen mit vielen Terrassen, Brunnen, Skulpturen und Pavillons. Es sollte ein Ort der Erholung, Bildung und der Begegnung der Bürger sein.

Lenné war bekannt, seine Gärten nach dem Vorbild britischer Landschaftsgärten zu gestalten. Zwischen 1856 und 1861 wurden die Anlagen entsprechend angelegt.

In Koblenz wuchs Augustas Toleranz gegenüber dem Katholizismus

Augusta war eine preußisch-protestantische Prinzessin, die aber schon in ihrer Berliner Zeit einen Hang zum Katholizismus hatte. Sie umgab sich mit den entsprechenden Menschen in ihrer Umgebung und ihrer Dienerschaft.

Unter anderem unterstützte sie den Bau eines Wallfahrtsortes in Arenberg von Pfarrer Kraus, als auch katholische Krankenhäuser und Wohlfahrtsvereine.

Augusta musste schon sehr schnell ihr geliebtes Koblenz wieder verlassen

Schon 1858 kehren Augusta und Wilhelm wieder nach Berlin zurück, da Wilhelm´s Bruder nach einigen Schlaganfällen nicht mehr regierungsfähig war und Wilhelm als Regent eingesetzt wurde.

Sie besuchte Koblenz immer wieder bis 1989, ein Jahr vor ihrem Tod.

1851 stürzte Augusta in Koblenz und zog sich so schwere Verletzungen zu, dass sie sich fortan nur noch mit Krücken oder einem Rollstuhl fortbewegen konnte.

Hier kannst du noch mehr über Kaiserin Augusta erfahren.

Flanieren durch die Kaiserin-Augusta-Anlagen – mein Sonntag

Es ist ein Sonntag und gerade kämpft sich die herbstliche Sonne durch den vormittäglichen Nebel. Als erstes erstrahlen die bunten Bäume am Schwanenteich. Dabei handelt es sich um einen ehemaligen Rheinarm am südlichen Ende der Kaiserin-Augusta-Anlagen.

Weiter geht es unter der Fahrbahnbrücke hindurch, wo sich der Weg gabelt. Direkt unten am Hafen entlang dürfen nur die Fußgänger gehen, oben teilen sich Radler und Fußgänger den breiteren Weg.

Das Kaiserin-Augusta-Denkmal

Von weitem sieht man schon etwas weißes durch die Bäume blitzen. Das Kaiserin-Augusta-Denkmal.

1895 wurde das Denkmal zu Ehren der Kaiserin aus Marmor erbaut, da Augusta sich in Koblenz vielfältig im Kultus- und Wirtschaftsleben engagierte. Etwa zeitgleich erbaute man das Denkmal zu Ehren ihres Gatten, Kaiser Wilhelm I. am Deutschen Eck.

Peter Joseph Lenné

Kurz hinter dem schmiedeeisernen Pavillon steht die Büste von Lenné.

Lenné ist gebürtiger Bonner. Und auch wenn er sehr viele Parkanlagen in Potsdam und auch an anderen Orten errichtete, zog es ihn immer wieder in sein geliebtes Rheinland.

Er war auch bei der Gartengestaltung beim Wiederaufbau von Schloss Stolzenfels zuständig.

Da er im Rheinland seine letzten Jahre verbringen wollte, errichtete er in Koblenz ein Haus, das Lenné-Haus, welches heute nicht mehr existiert. Leider verstarb er vor der Fertigstellung.

Weiter zum Weindorf

Ich schlendere weiter und komme zum kleinsten Weinberg, dem Weindorf und der Pfaffendorfer Brücke.

Das Weindorf steht dort seit 1925 und wurde zur „Reichsausstellung Deutscher Wein“ errichtet. Eigentlich sollten die Gebäude nach der Ausstellung wieder abgerissen werden. Aber sie waren touristisch so beliebt, dass man sie stehen ließ.

Auch das Weindorf wurde im zweiten Weltkrieg zerstört und wieder aufgebaut. Die vier Gebäude tragen die Namen der wichtigsten Weinanbaugebiete, Mittelrhein, Mosel, Württemberg-Baden und Pfalz.

Der kleinste Weinberg ist übrigens deutschlandweit kleinste eingetragene Einzellage, hat gerade mal 750 Rebstöcke auf 1.500 Quadratmetern: Das Schnorbach-Brückstück. Es wird immer noch bewirtschaftet und liefert leckeren Wein.

Das Koblenzer Schloss ist der Abschluss der Kaiserin-Augusta-Anlagen

Unter der Pfaffendorfer Brücke hindurch und du gelangst zum Koblenzer Schloss. Davor steht das riesige Denkmal von Joseph Görres, einem katholischen Publizisten, der hier in Koblenz geboren wurde.

Von hier hat man auch eine herrliche Aussicht auf die Festung Ehrenbreitstein. Du kannst dich nun auf den Rheinstufen ausruhen oder weitest deinen Spaziergang in den Schlossgarten aus.

Meine Empfehlung

Du kannst zwar auch durch die Kaiserin-Augusta-Anlagen radeln, aber ich empfehle dir einen Spaziergang, damit du die vielen Sehenswürdigkeiten in der gesamten Parkanlage in Ruhe genießen kannst.

Nimm dir immer mal wieder die Zeit, um dich auf eine der Bänke zu setzen oder vielleicht ergatterst du ja einen Sitzplatz im Pavillon. Die Aussicht ist überall herrlich.

Es ist auch egal, ob du meine Reihenfolge übernimmst und im südlichen Teil der Kaiserin-Augusta-Anlagen startest, am Schwanenteich oder ob du von der Stadt und vom Schloss aus startest.

Meine Reihenfolge hat den Vorteil, dass du anschließend noch in der Stadt einkehren und dich stärken kannst. Aber in der südlichen Vorstadt findest du auch tolle Lokale und Cafés.

Kaiserin-Augusta-Fest

Alljährlich findet am ersten Sonntag im Juni ein Fest zu Ehren der Kaiserin statt. In den gesamten Kaiserin-Augusta-Anlagen gibt es Gastronomie, Führungen, Kutschfahrten, Musikprogramm und vieles mehr. Viele Teilnehmer tragen Kostüme aus der Preußenzeit und man fühlt sich wirklich in die Zeit zurück versetzt.

Anreise

Wenn du, wie ich, am Schwanenteich starten möchtest, dann ist die Bushaltestelle „Jahnstraße“ für dich geeignet. Dort hält der Bus Linie 3/13, der vom Löhr-Center und auch vom Forum am Zentralplatz losfährt.

Wenn du in die umgekehrte Richtung startest, dann kannst du an der Bushaltestelle „Rhein-Mosel-Halle“ oder „Stadttheater/Schloss“ aussteigen.

Wenn du mit dem Rad durch die Kaiserin-Augusta-Anlagen fährst, dann achte bitte auf die Fußgänger und fahre entsprechend.

Gerade am Sonntag ist hier viel Betrieb und es kann leicht zu Zusammenstößen kommen.

Alle Pappeln hoch in Lüften
jeder Strauch in seinen Düften,
alle sehn sich nach Dir um.
Berge schauen dort herüber,
Leuchten schön und jauchzten lieber;
Doch der schöne Tag ist stumm.

Goethe schrieb dieses Gedicht zu Augusta´s neunten Geburtstag

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4 replies to “Kaiserin-Augusta-Anlagen: Preußische Grünanlagen zum Verweilen”

  1. […] Besichtigung des sehenswerten Wohnhauses der Familie Manger-Koenig kannst du noch etwas durch die Kaiserin-Augusta-Anlagen spazieren und weiter auf das Koblenzer Oberwerth. Wenn du dann genug von Kultur und Geschichte […]

  2. […] den Rhein und auf der anderen Seite geht es rechts ab auf Koblenz Oberwerth und weiter durch die Kaiserin-Augusta-Anlagen zurück nach […]

  3. […] wunderbarer Spaziergang vom Koblenzer Schloss aus, am Rhein entlang durch die Rheinanlagen/Kaiserin-Augusta-Anlagen bis zum Oberwerth. Von dort kommst du zu Fuß zur Gedenktafel, die auf dem Brückenpfeiler am […]

  4. […] Der Deutsche Kaiser Wilhelm I. von Preußen kam mit seiner Frau Augusta von Sachsen-Weimar 1850 nach Koblenz. Kaiserin Augusta gestaltete ab 1856 die linke Uferpromenade. Unter den Plänen des preußischen Gartenbaukünstlers Peter Joseph Lenné wurden 1860 unter anderem die Robinien vor dem Schloss gepflanzt. Die komplette Geschichte der Kaiserin-Augusta-Anlagen findest du hier. […]

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