Koblenzer Originale

Koblenzer Originale

Koblenzer Originale und kaum jemand kennt die Geschichten dahinter. Dass Koblenz auch den „Durchschnittsbürgern“ in Koblenz gedenkt, die durch Geschichten und Erzählungen in Erinnerung bleiben, zeigen sechs Denkmäler in der Koblenzer Altstadt.

Diese Denkmäler dürfen jeden einzelnen von uns daran erinnern, dass wir nichts „Großes“ bewirken müssen, um in guter Erinnerung zu bleiben.

Resch Heinrich, der gerne seinen Schabernack trieb

Heinrich Resch, der erste in der Reihe „Koblenzer Originale“ war ein Schumacher, der am Ende des 19. Jahrhunderts in Koblenz lebte. Warum wurde er mit einer Trommel und einer Zigarre verewigt (die Zigarre wurde ihm leider gestohlen und es ist nur noch die Befestigung zu sehen)?

Der Resche Heinrich hielt es nicht so mit Obrigkeiten. Nach Überlieferungen soll er mit der Trommel durch die Koblenzer Straßen gezogen sein und den Generalmarsch gespielt haben. So brachte er die gesamte Besatzungstruppe des VIII. Armeekorps auf den Görresplatz, dem damaligen Apellplatz von Koblenz. Dort warteten sie vergeblich auf weitere Befehle.

Dieser Streich brachte dem Schumacher sechs Wochen Arrest im Koblenzer Gefängnis ein. Aber es wäre nicht der Resche Heinrich, wenn er dort nicht weiter gemacht hätte mit seinen Streichen.

Denn der Gefängnisdirektor beauftragte den Schumacher, für seine Tochter Schuhe anzufertigen. Dieser stellte Damenschuhe mit Absätzen vorne her, damit die junge Frau besser abwärts gehen könne.

Sein gestohlener Zigarrenstummel stand für seine Leidenschaft für Zigarren, die er dadurch befriedigte, dass er stets betuchte Männer, die selbst eine Zigarre rauchten, darum bat, seinen Stummel an der Zigarre neu anzünden zu können.

Wurde ihm dies gewährt, tauschte er ganz schnell seinen Stummel gegen die neue Zigarre, steckte sich diese in den Mund, so dass niemand mehr seine Zigarre zurückforderte.

Bei den Kindern war der Resche Heinrich stets aufgrund seiner zahlreichen Streiche beliebt. Und sie folgten ihm gerne, wenn er wieder mal trommelnd und summend durch die Straßen zog.

Standort: Münzplatz vor dem Café Werrmann.

Spitals Anton (gesprochen: Spitals Andun), der gerne anderen eine Freude machte

Anton Barhtel lebte in den 1940´ern in Koblenz im Bürgerhospital, dem Vorläufer des heutigen Kemperhofs. Die damalige Klosteranlage wurde jedoch 1944 zerstört und heute erinnert nur noch ein Stück Mauer in der Straße „Am alten Hospital“ an das Bürgerhospital.

Spitals Anton war durch seine Herzlichkeit bekannt. Hatte jemand in der Koblenzer Altstadt Namenstag, beschenkte ihn Anton mit einem Blumenstrauß. Hatten mehrere Menschen am selben Tag Namenstag, nahm er den entsprechenden Strauß nach seinem Besuch wieder mit und schenkte diesem dem Nächsten.

Das nahm dem Anton aber niemand bös. Ganz im Gegenteil! Hatte Anton selbst Namenstag, wurde er mit Geschenken und Wohltaten überschüttet. Doch Anton behielt in der Regel die Geschenke nicht selbst, sondern schenkte sie weiter an die Bewohner des Bürgerhospitals.

Dem Denkmal wurde ein Kind hinzugefügt, weil auch Anton bei den Kindern aufgrund seiner Herzlichkeit sehr beliebt war.

Spitals Anton wurde vor den Bombardierungen 1944 nach Waldbreitbach im Westerwald evakuiert und verstarb dort 1946.

Standort: Gemüsegasse, gegenüber vom Stadtflair

Pfefferminzje

Das wohl berühmteste Denkmal der Koblenzer Originale, an dem alle Gästeführer*innen Halt machen, um die Geschichte von Annemarie Stein, genannt Pfefferminzje zu erzählen.

Sie wohnte in den 1930´ern bis 1940´ern in Koblenz. Sie war alleinstehend und verdiente ihren Lebensunterhalt damit, dass sie Süßigkeiten und Pfefferminzbonbons in den Straßen und Gaststätten verkaufte. Daher auch ihr Spitzname „Pfefferminzje“.

Annemarie trank gerne Schnaps und rauchte Zigarren. Sie sang und tanzte in den Gaststätten und bekam dafür von den Gästen genau diese Dinge geschenkt.

Auch sie hatte ein gutes Herz, vor allem für Tiere. Für diese sammelte sie bei den Altstädter Bäckereien und Metzgereien Reste ein.

Einer Erzählung nach ging sie eines Weihnachten in die Liebfrauenkirche, um dem Jesuskind in der Krippe zu danken, dass es auch in diesem Jahr wieder ausreichend Zigarren und Schnaps erhalten habe.

Der Küster, der hinter einem Pfeiler ungesehen stand und diese Worte hörte, dachte sich, die gute Frau bekehren zu müssen und sagte daraufhin mit verstellter Stimmer: „Aber Pfefferminzje, warum muss es denn immer Schnaps sein? Kann es nicht auch mal Wasser für dich sein?“

Daraufhin erwiderte die gute Frau erbost: „Watt weißt du Buchseschisser denn, was eine alte Frau braucht (Was weißt du Hosenscheißer denn, was eine alte Frau braucht)? Und verließ schnaubend die Kirche.

Standort: Mehlgasse, Ecke Etzegäßchen (die kürzeste Gasse Koblenz´). In der Mehlgasse findest du auch das gleichnamige und empfehlenswerte Café und Bistro.

Dä Gummi

Der Hausierer Peter Schneider steht leider etwas versteckt. Er lebte in den 1920´ern in der Koblenzer Altstadt und überlebte durch den Verkauf von kleineren Dingen, die man zum Nähen brauchte und Zeitungen.

Jetzt könnte man meinen sein Namen „Dä Gummi (der Gummi)“ würde sich darauf beziehen. Dem ist aber nicht so! Er bezog sich auf seine gesundheitlich bedingte Gangart. Er ging schaukelnd und seine Beine knickten immer mal wieder ein. Die Kinder hänselten ihn deswegen häufig.

Aufgrund der Nervenerkrankung, die diesen Gang verursachte, verstarb Peter Schneider mit nur 66 Jahren im Jahr 1928. Er liegt auf dem Koblenzer Hauptfriedhof. Peter selbst hat den Spruch auf seinem Grabstein verfasst: „Im Leben hieß ich Peter Schneider. Im Laufen war ich lustig-heiter. Der Volksmund nannte mich Gummi. Der Herrgott warf mich ummi.“

Standort: Gemüsegasse, Durchgang hinter der Bar, dem Restaurant Gecko Lounge zur Mehlgasse

Marktfrau Ringelstein und Schutzmann Otto

Früher war hier jede Woche ein großer Markt, auf dem die Marktfrauen ihre Waren bis in die 1960´er ihrer Bauernhöfe aus der Umgebung anboten. Dort war auch in dem Gebäude „Alte Münze“ in der Zeit von 1952 bis 1978 die Davidwache, das erste Polizeirevier von Koblenz.

Das Gebäude ist heute und leider seit über 11 Jahren erkennbar an dem Gerüst, welches das Haus umgibt und welches seit dem nicht saniert wird (warum, das ist eine andere Geschichte).

Oft halfen die Polizisten der Davidwache den Marktfrauen beim Tragen der schweren Gemüse- und Obstkörbe. Als Dankeschön erhielten diese dann etwas von der Ware.

Für diese Koblenzer Originale hat man stellvertretend die als resolut bekannte Marktfrau Ringelstein und den allseits beliebten Schutzmann Otto als Vorbild genommen. Die Markfrauen nannte man damals „Huckeweiwer (Hockeweiber)“, weil sie den ganzen Tag vor ihrer Ware hockten und auf Kundschaft warteten.

Übersetzt:

Die Marktfrau sagt zum Schutzmann: Das ist mir jetzt zu bunt! Da hat gepinkelt an meinen Weidenkorb des Nachbars ihr Hund!

Standort: Münzplatz

Wer steckt hinter den Denkmälern der Koblenzer Originale?

Der Künstler Fritz Berlin aus Lahnstein hat 1987 die Bronzefiguren erschaffen. Die Steinfiguren stammen von dem Bildhauer und Steinmetz Waldemar Kaspers aus Schuld.

Bei den Bronzefiguren handelt es sich um eine Schenkung der ehemaligen Koblenzer Elektrizitätswerk und Verkehrs-AG (KEVAG) an die Stadt Koblenz.

Die Steinfiguren wurden von der Großen Koblenzer Karnevalsgesellschaft gestiftet.

Meine Empfehlung

Die Koblenzer Originale werden oft nur als Fotomotiv genutzt. Warum nicht mal innehalten und sich überlegen, wie man selbst das Leben anderer mit kleinen Gesten bereichern kann. Oder überlege dir, wer dir in der Vergangenheit mit einer Kleinigkeit das Leben versüßt hat.

Bedanke dich doch mal bei dieser Person mit einem kleinen Mitbringsel aus Koblenz oder einer Postkarte.

Anreise

Am besten startest du am Münzplatz. Dort um die Ecke am Plan kannst du dein Rad hinter dem Kiosk am Fahrradständer verschließen und deine Runden durch die Koblenzer Altstadt ziehen und alle Koblenzer Originale besichtigen.

Wenn du mit dem Bus anreist, kannst du entweder am Koblenzer Löhrcenter aussteigen, an dem fast alle Busse halten oder auch am Forum. Von dort sind es nur wenige Minuten bis zur Altstadt

Erinnere dich der Vergessenen – eine Welt geht dir auf.

Marie von Ebner-Eschenbach

Aussicht auf den nächsten Artikel

In der nächsten Woche (immer Montags) werde ich über ein kleines und feines Schmucklädchen mitten in der Altstadt berichten.

Ich freue mich über deinen Kommentar oder vielleicht deine Anregung für einen Artikel.

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One reply to “Koblenzer Originale”

  1. […] den 1930´ern hier in Koblenz ihren Namen gemacht hat. Die Geschichte vom Pfefferminzje kannst du hier nachlesen und findest dort auch noch weitere Koblenzer Urgesteine, die einen bleibenden Eindruck […]

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