Carl Mand und seine Geschichte eher unbekannt, da man aus seinem Privatleben nur wenig weiß. Die Unternehmensgeschichte war kurz, aber sehr erfolgreich. Die wenigsten Koblenzer und Koblenzerinnen wissen, wo diese erfolgreiche Fabrik stand und wer Carl Mand eigentlich war.
Ich finde, das ist ein Artikel wert. Auch für Nicht-Klavierkenner!
Koblenz-Horchheim
Geboren wurde Carl Mand am 27. Oktober 1811 in Koblenz-Horchheim. Wo genau, ist leider nicht vermerkt. Wir wissen nur, dass es am Rheinufer gewesen sein muss. Sein Vater Nikolaus war Schreiner und Winzer. Vielleicht hat die Nachbarschaft der Berliner Bankiersfamilie Mendelssohn dazu beigetragen, dass Carl Mand einer der besten Klavierbauer Deutschlands werden sollte.
Joseph Mendelssohn kaufte 1818 ein Palais in Koblenz-Horchheim. In seinem Garten- und Teehaus waren berühmte Persönlichkeiten zu Gast. Zum Beispiel der deutsche Forschungsreisende Alexander von Humboldt. Ebenso sein Neffe Felix Mendelssohn, einer der bedeutendsten Komponisten, Organisten und Pianisten der Romantik.
Carl Mand zeigte schon in früher Kindheit ein gutes Gehör für Musik und Töne. Klaviere, die zu damaliger Zeit ein Luxusobjekt waren, zogen ihn an und er interessierte sich für die Töne und den Aufbau eines Klaviers. Schon mit 15 Jahren machte er sich auf, um als Klavierstimmer zu arbeiten. Er verfeinerte dadurch sein musikalisches Gehör, so dass man ihn den „Mozart im Stimmen“ nannte. Sein Ruf zog Kreise, so dass er sogar im Schloss des Fürsten zu Wied in Neuwied die Klaviere stimmen durfte.
Was man weiß, ist, dass die Familie Mendelssohn zunächst den Bruder Nikolaus unterstütze, sein ebenfalls vorhandenes Wissen in der Musik und im Klavierbau in Wien zu vertiefen. Dann wurde Nikolaus jedoch krank und verstarb. Carl reiste an seiner Statt nach Wien. Er blieb von 1827 bis 1835 dort und erlernte das Klavier bauen. In dieser Zeit erweiterte er sein Fachwissen, indem er als Stimmer und Intoneur in diversen Fabriken arbeitete. Dort stieg er durch sein großes Engagement bis zum Werkmeister auf.
Die Rückkehr von Wien nach Koblenz
Als Carl Mand zurück nach Koblenz kam, gründete er 1835 mit wenigen Hilfskräften seine eigene Klavierbauwerkstatt, die er in den Folgejahren immer erfolgreicher machte und zu einem großem Unternehmen ausbaute.
Unterstützt wurde er von dem damals gerade sehr erfolgreichen Komponisten Franz Hünten (auch ein Koblenzer Schängel). Hünten stellte dem jungen aufstrebenden Carl Mand ausreichend Kapital zur Verfügung, so dass dieser seine Fabrik erweitern konnte. Diese geschäftliche Verbindung dauerte insgesamt 3 Jahre.
Hünten gab in dieser Zeit den Kindern des Prinzregenten (quasi die Vertretung des Fürsten) von Kaiser Wilhelm I. Klavierunterricht. In dieser Zeit wurde auch Carl Mand beauftragt, dem königlichen Residenzschloss in Koblenz ein Klavier zu liefern.
Carl Mand schaffte es bis zum Hoflieferant. Dies war zu der damaligen Zeit eine ganz besondere Auszeichnung. Es bedeutete, dass das Unternehmen den hohen Ansprüchen und Anforderungen des Fürstenhofes gerecht wurde.
1853 wurde Mand zum Hoflieferant der Kaiserin und Königin Augusta, 1875 zum Hoflieferanten des Landgrafen von Hessen. Insgesamt schaffte es die Carl Mand Klavierfabrik zu 17 Hoflieferantentitel, 33 international erworbenen ersten Preisen und Auszeichnungen.
Fortan nannte Carl Mand jun. ab 1903 sein Unternehmen „die einzige Fabrik der Welt, welche in 15 Jahren nur erste Preise, darunter 11 auf Weltausstellungen, errungen hat“. Und in der Tat wurde Carl Mand weltweit von den größten Klaviervirtuosen für seine herausragende Qualität gelobt. Unter den begeisterten Anhängern waren bekannte Künstler wie Richard Wagner, Clara Schumann, Johannes Brahms uvm. Es wurden einige Patente angemeldet, u. a. für den Glockenflügel.
Ein kleiner Streit mit Franz Liszt
Carl Mand lud den damaligen Klavier-Star Franz Liszt nach Koblenz ein. Er wollte Liszt seine Klaviere nahe bringen. Dazu hatte er, ohne Liszt zu informieren, einige Koblenzer Stadtgrößen eingeladen, um dem Ganzen beizuwohnen.
Franz Liszt sah die Gruppe und weigerte sich, zu spielen. Er war durch nichts zu bewegen, sein Urteil zu ändern. Allerdings wurde dieser kleine Streit wohl zu späterem Zeitpunkt aufgelöst. Denn es gibt ein Dankesschreiben des Klaviervirtuosen an Carl Mand, in dem er sich für den von Mand zur Verfügung gestellten Klavier in einem Wiesbadener Konzert bedankte.
Die private Entwicklung des Klavierbauers
Carl Mand heiratete im Jahr 1841 im Alter von 30 Jahren. Aus dieser Ehe entstanden zwei Kinder. Eine Tochter und einen Sohn, der später in die Fußstapfen des Vaters trat, Carl Mand jun.
Carl Mand wurde ab 1868 von seinem Sohn Carl Mand jun. unterstützt. Denn auch dieser zeigte ein musikalisches Talent und stürzte sich mit Eifer in das familiäre Unternehmen. Zuvor hatte er in diversen anderen Klavierfabriken gelernt.
So kam es, dass er 1875 endgültig Teilhaber im väterlichen Betrieb wurde. Bald sollte das Unternehmen durch das kaufmännische Geschick des Sohnes konkurrenzlos dastehen.
1882 ging Carl Mand sen. nach über 47 Jahren eifrigen Schaffens, im Alter von 71 Jahren in den Ruhestand und überließ die Geschäfte ganz seinem Sohn. Dieser wurde 1887 wie sein Vater auch schon zum Hoflieferanten seiner Majestät der Kaiserin und Königin von Preußen.
Am 28. August 1882 starb Carl Mand sen. nach kurzer Krankheit im Alter von 81 Jahren in Koblenz. Er hatte noch 10 Jahre im Kreise seiner Familie verbringen dürfen. Seine Ehefrau war acht Jahre vor ihm gestorben. 43 Jahre waren die Mands verheiratet gewesen. Wo genau in Koblenz sein Grab ist, konnte ich leider nicht herausfinden. Auf dem Koblenzer Hauptfriedhof ist es jedenfalls nicht aufgeführt.
Der Sohn starb kinderlos am 26. Dezember 1906 im Alter von nur 60 Jahren nach einer plötzlich eintretenden Herzlähmung aufgrund einer vorherigen Erkrankung. Er hinterließ eine Witwe, die das Geschäft im Sinne ihres verstorbenen Mannes weiterführt.
Später wurde das Unternehmen in eine AG, die Rheinische Pianofortefabriken AG vorm. C. Mand, umgewandelt. Paul Kappler übernahm die Direktion. 1907 wurde das Koblenzer Konkurrenznternehmen Heinrich Knauß & Söhne von der Gesellschaft gekauft. 1911 wurde eine dritte Fabrik in Andernach erworben.
Heinrich Knauß war ein deutscher Klavierbauer, der 1832 in Koblenz ebenfalls eine Klavierbauwerkstatt gründete. Die Erfolgsgeschichte von Carl Mand wurde von Heinrich Knauß fortgeschrieben. Bald arbeiteten in der Koblenzer Klavierfabrik 450 Arbeiter und es wurden bis zu 3.000 Instrumente im Jahr gebaut. Auch seine Instrumente erlangten ebenfalls höchste Anerkennung und haben gemeinsam mit denen von Carl Mand die Musikwelt nachhaltig beeinflusst.
Der Erste Weltkrieg und die Inflation sorgten dafür, dass die Produktion stark zurückging. Das Unternehmen erholte sich nach 1923 nur kurze Zeit davon. Die Weltwirtschaftskrise 1929 trug zur Unternehmensauflösung am 13. Oktober 1930 bei. Ein weltweit bekanntes Unternehmen fand ein Ende.
Man kann von Carl Mand sen. und jun. sagen, dass beide es durch Fleiß, Ehrgeiz und kaufmännischem Geschick von einfachen Verhältnissen zu weltweit angesehenen Klavierbauern geschafft haben. Beide wurden von Freunden und Kollegen als liebenswürdige Menschen beschrieben.
Carl Mand in der heutigen Zeit
Die meisten Klaviere aus der Carl Mand Produktion sind heute im privaten Besitz. Im Landesmuseum in Koblenz in der Festung Ehrenbreitstein befindet sich eine Sammlung von Carl Mand Klavieren. Ebenso stehen einige Mand-Klaviere im Schloss Engers (Alte Schlossstraße 2).
In Koblenz-Kesselheim wird dem begnadeten Klavierbauer Carl Mand gedacht mit einer gleichlautenden Straße.
Wo wohnte und arbeitete Mand in Koblenz?
Carl Mand sen. wohnte eine Zeit lang in der Kornpfortstraße 6 in Koblenz. Damals handelte es sich um die Hausnummer 205 und war der Heddesdorfer Hof.
Seine größte Fabrik stand ab 1866 in der Schlossstraße. Davon ist heute nichts mehr zu sehen.
Anreise
Zur Kornpfortstraße und dem ehemaligen Wohnhaus kommst du gut mit dem Fahrrad. In dem Gebäude ist das heutige Restaurant „Havanna“ untergebracht. Mit dem Bus fährst du mit der Lini1 bis zur Haltestelle „Altstadt/Kornpfortstraße“.
Die Schlossstraße kannst du mit dem Rad durchfahren (Achtung: der Fahrradweg geht gegen eine Einbahnstraße und ist schlecht für Autofahrer zu erkennen!). Mit dem Bus kannst du bis zur Haltestelle „Löhr-Center“ mit fast allen Bussen fahren. Von dort sind es nur wenige Meter zur Schlossstraße.
Meine Empfehlung
In der Schlossstraße selbst siehst in mehreren Schaufenster alte Fotos, wie es dort vor dem Zweiten Weltkrieg ausgesehen hat. Am besten gehst du die Straße vom Löhr-Center bis zum Schloss und bewunderst die Fotos.
Wenn du danach zur Konrpfortstraße gehst oder fährst, dann empfehle ich dir nach Besichtigung des Wohnhauses (nur von außen) einen Besuch im „Cahua„. Dort erhältst du die beste Schokolade in fester und in flüssiger Form.
Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.
Victor Hugo – Französischer Poet und Autor
Aussicht auf nächsten Artikel
Am Montag, den 18. März 2024 gibt es wieder ab 7:00 Uhr einen neuen Artikel. Dieses mal geht es um ein Gemälde inmitten der Koblenzer Altstadt – oftmals übersehen und die Geschichte dazu kaum bekannt.
Frage
Wenn du noch Informationen zu Carl Mand hast, dann hinterlasse doch diese bitte hier als Kommentar unter dem Artikel. Zum Beispiel interessiert mich sehr, wo das Grab der beiden Mands ist. Beide sind in Koblenz verstorben und sollten auch hier begraben sein. Warum ist davon nichts zu finden?
Nachtrag
Carl Mand sen. und jun. haben die Musikwelt maßgeblich beeinflusst und sich weltweit einen Namen gemacht. Unter anderem bei den wohl berühmtesten Musikern der Geschichte. Ich finde es verwunderlich, dass die zwei Koblenzer Bürger mit lediglich einem Straßennamen gedacht werden.
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