Wandgemälde Paradies

Wandgemälde Paradies in Koblenz

Wandgemälde Paradies bedeutet nicht, dass es in Koblenz eine Wandmalerei mit dem Paradies gibt. Sondern „Paradies“ ist der Ort, an dem ein riesiges Wandgemälde zu finden ist, über das wir viel zu wenig wissen.

Sicher bist du schon oft darunter hergegangen. Vielleicht ist es dir sogar schon aufgefallen. Aber warum ist das Wandgemälde dort an Ort und Stelle, wer hat es gemalt und was stellt es konkret dar?

Da ich oft an der Stelle bin, dachte ich mir, ich schreibe mal einen Artikel darüber. Ich selbst wusste nicht viel über das Wandgemälde Paradies. Es gibt keine Info-Tafel o. ä. an dem Gebäude.

Was wir sehen

Sechs Frauen sind in drei nebeneinander liegenden Bildern zu erkennen. Alle haben Kleider in unterschiedlichen Farben an. Sie tragen langes, zusammen gebundenes Haar. Richtig glücklich sehen sie nicht aus. Eine gar versteckt ihr Gesicht in ihrer Armbeuge.

Über ihnen ist der Mond und der Sternenhimmel zu sehen. Im linken und rechten Wandgemälde stehen die Zeilen: „Die Zeit, sie mäht so Rosen als Dornen.“ Im rechten Wandgemälde kannst du lesen: „Aber das treibt immer wieder von vornen.“

Dabei handelt es sich um ein Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe. Dieses Gedicht muss von ihm in der Zeit von 1765 bis 1832 entstanden sein. Anhand dieser Daten kann das Gedicht der Epoche Sturm und Drang oder Klassik zugeordnet werden. Es handelte sich um eine Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, zu denen Goethe gehörte, die sich gegen die Grundregel der Aufklärung und das gesellschaftliche System aufbegehrten.

Das Gedicht besteht nur aus dieser einen Strophe und aus den zwei Versen. Aber die Bedeutung dieses kleinen Goethe-Gedichtes können wir in dem Wandgemälde Paradies erkennen: Leben und Zeit. Schon Goethe wollte mit seinem kleinen Gedicht zum Ausdruck bringen, dass alles vergänglich ist: Die schönen als auch die weniger schönen Zeiten. Und dass sich alles immer wiederholt.

Im unteren Bereich des Wandgemäldes Paradies sehen wir das Entstehungsjahr: Anno 1911. Mehr ist nicht zu sehen und es verbirgt sich uns die Geschichte dahinter.

Wer hat das Wandgemälde Paradies erstellt?

William Straube (William Carl Johannes Bertram Straube), der am 10. Juni 1871 in Berlin geborene Maler hat dieses schöne Wandgemälde erstellt. Nach dem Realgymnasium in Berlin besuchte Straube die Kunsthochschule seiner Geburtsstadt. Im Anschluss ging er auf die Kunstakademie, um seine Ausbildung als Maler zu machen.

1898 kam William Straube nach Koblenz, um hier bis 1908 als Zeichenlehrer tätig zu sein. Danach war er als freier Künstler bei uns in der Stadt tätig.

Der Auftrag des Wandgemäldes Paradies

William Straube hat den Auftrag 1911 von der Stadt Koblenz erhalten. Warum es zu dem Auftrag kam, ist unbekannt. Dieses Wandgemälde soll für die Hoffnung und die Trauer stehen (obwohl ich persönlich in dem Wandgemälde eher Trauer, denn Hoffnung in den Gesichtern sehe).

Straube wurde zeitlebens beeinflusst von den Künstlern Henri Matisse, Vincent van Gogh sowie Adolf Hölzel. Von historischer Bedeutung sind die Protokolle aus der Zeit in der Akadémie Matisse, in der Straube die kunsttheoretischen Äußerungen von Matisse festgehalten hat.

Die späteren Jahre von Straube

1918 ging William Straube zurück nach Berlin. Dort heiratete er die Violinistin Dora von Möllendorff. 1923 malte er seine Frau Dora. Hier kannst du ihr Bild anschauen.

1929 verließ er Berlin zum zweiten Mal und ging an den Bodensee. Dort unterrichtete Straube kurze Zeit in Schloss Salem, um dann wieder als freier Künstler tätig zu sein.

1937 wurden im Rahmen der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ neun seiner Bilder beschlagnahmt und vernichtet.

William und seine Frau Dora bekamen zwei Söhne, Bertram und Peter. Beide Söhne starben im Zweiten Weltkrieg 1945 in den letzten Frontkämpfen. Über diesen Verlust ist Straube nie hinweg gekommen und später krank geworden.

Seine vielen Reisen verarbeitete er in diversen Malereien, die du dir hier anschauen kannst. In seinem 83. Lebensjahr verstarb er in Neufrach am Bodensee (heutiger Stadtteil von Salem).

Anreise

Mit dem Bus fährst du bis zur Haltestelle „Altengraben“. Von dort gehst du Richtung Mosel und Balduinbrücke. Vor der Mosel gehst du rechts in die Burgstraße. Die erste Straße rechts ab und du stehst direkt vor dem Wandgemälde Paradies.

Mit dem Rad kannst du direkt bis vor das Wandgemälde Paradies radeln. Dort hast du auch auf dem Münzplatz die Möglichkeit, dein Rad abzuschließen.

Meine Empfehlung

Wenn du unter dem Wandgemälde Paradies durchgehst, kommst du auf den Münzplatz. Schräg gegenüber findest du den Imbiss „Max und Moritz“ in dem du den besten Nierengulasch mit selbstgemachtem Kartoffelsalat verspeisen kannst. Und anschließend kannst du noch in der Schmuckstück Manufaktur einkaufen gehen – für dich und/oder deine Liebsten.

Nur schwache Naturen werden durch große Beispiele entmutigt und vernichtet, aber die starken werden begeistert und angefeuert.

William Straube – Maler und Künstler

Aussicht auf den nächsten Artikel

Am 1. April, Ostermontag (und, nein, es ist kein April-Scherz) wirst du Geschichten und Infos rund um die Koblenzer Straßenbahn erfahren. Und ich wette, dass dir ein Relikt aus dieser Zeit noch nie aufgefallen ist, obwohl es mitten in der Stadt steht.

Frage

Hast du dir schon mal Gedanken um das Wandgemälde Paradies gemacht? Ist es dir bisher aufgefallen? Schreibe mir doch mal hier unter dem Artikel in den Kommentaren (drücke den roten Button). Ich freue mich, von dir zu lesen!

Deine Kristina Venus

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