Joseph Görres – Ein Demokrat und Kämpfer

Joseph Görres Denkmal Koblenz

Joseph Görres war ein Mann mit vielen Interessen, heute würde er wohl als hochbegabt eingestuft. Er hatte Werte, die er von Anfang an vertrat, sich dafür einsetzte und sie einer breiten Masse zugänglich machte.

Er kämpfe für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Werte der Französischen Revolution, deren Anhänger er anfänglich war. Später wurde er zum größten Widersacher Napoleon Bonapartes.

Ein so vielfältiger Mensch, dass seine Geschichte in nur einem Artikel nicht alle Facetten aufgreifen kann. Heute erfährst du seine wichtigsten Eckpunkte und die Geschichte eines der wohl interessantesten Koblenzer Mitbürgers.

In Koblenz an vielen Ecken gar nicht wegzudenken

Sei es das Görres-Gymnasium, das Görres-Denkmal, der Görres-Platz, die Görres-Gesellschaft, die Görresstraße, aber auch eine Apotheke und ein Restaurant zieren sich mit dem Namen.

Aber seinen Namen findest du auch in Düsseldorf, in Köln und München. Denn dieser Mensch hat Spuren in Deutschland hinterlassen, war mutig, hat nie aufgegeben und hatte Werte, für die er sich eingesetzt hat.

Eckdaten Joseph Görres

Joseph-Görres-Portrait an der Frontseite seines Denkmals in den Rheinanlagen

Joseph Görres (sein voller Name lautete: Johann Joseph Görres) wurde am 25.1.1776 in Koblenz geboren. Gestorben ist er am 29.1.1848 in München und leider auch dort begraben. Hätte man ihn fragen können, er hätte sich sicher für Koblenz entschieden.

Laut Wikipedia ist er ein „deutscher Gymnasial- und Hochschullehrer und katholischer Publizist“. Dass er sehr viel mehr war, erfährst du in diesem Artikel.

Er hat nie eine Universität besucht, aber arbeitete in Heidelberg als auch in München als Hochschullehrer.

Er hatte nie ein Staatsamt inne, wurde jedoch von Napoleon Bonaparte selbst als die „Fünfte Macht“ bezeichnet.

Zwei große Revolutionen beeinflussten seinen Lebensweg sowie seine Ansichten entscheidend: Die Französische Revolution 1789 – 1799 und die Deutsche Revolution 1848/49.

Seine Anfänge

1793 fing Joseph Görres an, Medizin zu studieren. Doch er brach sein Studium ab, da er der Überzeugung war, in Zeiten so großer politischer Wirrungen seine Zeit nicht in einer Universität verbringen zu können.

Mit gerade mal 17 Jahren wurde er zum Anhänger der Französischen Revolution, da die Grundwerte Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit des Aufstandes auch seine waren.

1799/1800 wurde er als einer von mehreren Delegierten nach Paris gesandt, um die Angliederung der linksrheinischen deutschen Gebiete an Frankreich vorzubereiten.

Der Wandel

Dort angekommen, musste er erkennen, dass die Schrecken der Französischen Revolution nichts mit seinen Werten zu tun hatten. So schwand seine Begeisterung sehr schnell. Diese Eindrücke waren sogar so stark, dass Görres sich nach seiner Rückkehr nach Koblenz erst einmal politisch bedeckt verhielt.

Er wurde Physiklehrer am Gymnasium in Koblenz. 1806 – 1808 war er als Privatdozent in Heidelberg tätig. Görres hatte dort keine feste Anstellung zu erwarten. Die politischen Veränderungen Badens führten dazu, dass Bischöfe als auch Dozenten sich dem Polizeimeister zu unterstellen hatten, was Görres entschieden ablehnte. So kehrte Görres zurück nach Koblenz.

Seine Abneigung gegen die Fehlentwicklung der Französischen Revolution ruhte nicht lange.

Der Rheinische Merkur

Bild von Peter H auf Pixabay

Am 23.1.1814 gründete Görres in Koblenz den Rheinischen Merkur. Es handelte sich um eine liberale Zeitung und entwickelte sich zum bedeutendsten Blatt in ganz Deutschland.

Vor dem Rheinischen Merkur gab es den „Mercure de Rhin“, der in der Zeit der französischen Besatzung im Rheinland entstanden ist. Nun sollte die neue Zeitung ein deutsches Propagandawerk werden.

Was die Zeitung für Joseph Görres bedeutete

Görres nutzte die Veröffentlichungen, um sich für eine freiheitliche Verfassung und ein demokratisches Deutschland einzusetzen. Er warb für die Einheit und Selbstbestimmung auf dem Fundament des Christentums.

Außerdem nutzte er die Zeitung als Kampf gegen Napoleon. Er forderte die Absetzung des französischen Generals, da er ihn als die größte Fehlentscheidung in der Revolution betrachtete.

Aber er veröffentlichte auch seine Kritik an Preußen, da die Verfassungsversprechen nicht eingehalten wurden sowie gegenüber der bürokratischen Schikane und einer absolutistischen Politik.

Sein weiteres Engagement

Joseph Görres war Mitglied der Koblenzer Casinogesellschaft (bis heute aktiv), die sich für ein liberales städtisches Bürgertum einsetzten.

Und er gehörte der französischen Freimauerloge in Koblenz an. Die Mitglieder sahen sich als gleichberechtigte Brüder an und trafen ihre Entscheidungen demokratisch.

Beide Vereinigungen unterstützen somit die Haltung und Werte von Joseph Görres.

Das Ende der Zeitung

Da Joseph Görres sich den Zensurbehörden widersetzte und gestrichene Passagen trotzdem veröffentlichte, machte er sich Feinde.

Friedrich Wilhelm III. verbot am 3. Januar 1816 die Zeitung. Am 10. Januar im selben Jahr wurde die letzte Ausgabe vom Rheinischen Merkur veröffentlicht.

Die für den 12. Januar 1816 geplante und auch schon gedruckte Zeitung wurde vor der Verbreitung konfisziert.

Außerdem verbot man Joseph Görres, weiterhin im Lehramt tätig zu sein.

Die Flucht

Sein Schulkamerad und damaliger Koblenzer Oberbürgermeister Abundius Maehler warnte Joseph Görres vor einer geplanten Verhaftung.

So floh Görres 1819 zuerst nach Frankfurt, dann nach Straßburg und später nach München.

Durch die schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen zu der Zeit und auf der Flucht entwickelte Joseph Görres immer mehr seine religiösen Ansichten.

München

Dies führte zu einer Berufung durch Ludwig von Bayern in die Ludwig-Maximilian-Universität in München.

König Ludwig I. hat sich mit dieser Entscheidung gegen alle Einwände durchgesetzt und Görres wurde quasi mit dieser Berufung rehabilitiert.

Ludwig von Bayern, als geizig bekannt, erhoffte sich durch diese Investition mit dem „genialen Görres“ eine große Anziehungskraft auf die Universität.

Dies bewahrheitete sich. Der Hörsaal war immer überfüllt mit Studierenden, Künstlern, Freunden und vielen Menschen, die der Redegewandtheit und dem Wissen von Görres lauschen wollten. Regelmäßig wurden 500 bis 600 Zuhörer gezählt!

Die politischen Ambitionen kehren zurück

Joseph Görres entwickelte in München wieder seinen politischen Ehrgeiz. 1837, als es zum Eklat im Konflikt zwischen der katholischen Kirche und dem protestantisch geprägten preußischen Staat kam (bekannt als der Kölner Kirchenstreit), verfasste er eine Kampfschrift gegen den preußischen Staat.

Es folgten viele weitere politische Publikationen und Joseph Görres wurde von seinen drei Kindern darin unterstützt. Er setzte sich auch vehement für die Erhaltung des Kölner Doms ein. Daher wurde ihm zu Ehren auch im Kölner Dom das Görresfenster gestiftet.

Des weiteren wurde Joseph Görres 1842 zum Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt.

Fazit

Joseph Görres war ein politisch interessierter und engagierter Mensch, der sich von Anfang an für Freiheit, Gleichheit, Einheit, sowie Demokratie in Deutschland und der Freiheit innerhalb der katholischen Kirche einsetzte und damit auch Risiken einging.

Politische Richtungsänderungen aufgrund von eigenen gemachten Erfahrungen machten ihn authentisch. Er bildete sich seine eigene Meinung.

Stets darauf aus, sich weiterzubilden in unterschiedlichen Bereichen, machten aus ihm einen gebildeten und wortgewandten Menschen.

Immer wieder wurden er und seine Ansichten bekämpft. Doch er ließ sich nicht aufhalten. Die öffentliche Umschreibung seiner Person als Gymnasial- und Hochschullehrer und katholischer Publizist finde ich persönlich als wenig passend.

Joseph Görres in einer Beschreibung zu definieren fällt schwer, aber ich sehe in ihm in erster Linie durch und durch einen politischen Publizisten.

Nachtrag Rheinischer Merkur

Der Rheinische Merkur wurde am 15. März 1946 wieder unter der Leitung von Franz Albert Kramer veröffentlicht. Die Werte von Joseph Görres wurden aufrechterhalten und in entsprechenden Artikeln gepflegt.

Ende 2010 wurde aufgrund finanzieller Gründe die Verantwortung des Rheinischen Merkur an „Die Zeit“ übertragen.

Publikationen

Um hier alle Publikationen zu nennen, würde den Rahmen sprengen. Aber es seien seine wichtigsten Publikationen genannt.

  • Die Teutschen Volksbücher (1807)
  • Rheinischer Merkur (Hrsg., 1814 – 1816)
  • Teutschland und die Revolution (1819)
  • Europa und die Revolution (1821)
  • Athanasius (1838)
  • Die christliche Mystik, 4 Bände (1836 – 1842)
  • Kirche und Staat nach Ablauf der Cölner Irrung (1842)
  • uvm.

Görresdenkmal

Das Denkmal wurde am 24. Juni 1928 in den Koblenzer Rheinanlagen eingeweiht. Es steht hinter dem Koblenzer Schloss und wurde vom Bildhauer Richard Langer erstellt.

Joseph Görres wurde während der Regierungszeit des letzten Kurfürsten und Erbauer unseres Koblenzer Schlosses, Clemens Wenzeslaus von Sachsen, geboren.

Und Joseph Görres gilt als der Verfechter des „freien Rheins“. Daher sollte sein Denkmal mit Blick auf dem Rhein und in der Nähe zum Schloss stehen.

Das Denkmal sieht so aus, als wolle Görres fünf Bier auf der gegenüberliegenden Rheinseite bestellen….. 😉

Görresplatz

Wenn du mehr über den Görresplatz erfahren möchtest, dann schau dir hier meinen Artikel über den Platz mit den vielen Namen an.

Görreshaus

Das Görreshaus – Seine Schönheit erst im Innenhof zu erblicken

1865 von dem Katholischen Leseverein in Koblenz gebaut und heutiger Sitz der Rheinischen Philharmonie. Hier erhältst du mehr Infos.

Görresstraße

Der längste Straßenabschnitt in Koblenz, der original aus der preußischen Zeit nicht im zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Es handelt sich dabei um die komplette linke Seite, wenn du von der Eltzerhofstraße kommst.

Auf der rechten Seite wurde lediglich ein Haus zerstört. Die Glaserei Zitto. Dieses Haus wurde erst 2017 durch einen Neubau ersetzt.

Hier kannst du dir eine wunderschöne kurze Dokumentation von Südwestfernsehen über die Görresstraße anschauen.

Görres-Gesellschaft

1876 in Koblenz zur Pflege der Wissenschaft gegründet und ist bis heute aktiv.

Görresgymnasium

Dieses Gymnasium gibt es schon seit 1582 und wurde von den Jesuiten als Gymnasium Confluentinum gegründet. Es ist das einzige altsprachliche Gymnasium im nördlichen Rheinland-Pfalz.

Weitere Namensträger in Koblenz

Eine Apotheke, ein Restaurant, uvm.

Meine Empfehlung

Starte einen Spaziergang am Görresdenkmal, über den Görresplatz, durch die Görresstraße und stelle dir Koblenz zu Lebzeiten von Joseph Görres vor. Dies kannst du in der Görresstraße am besten.

In der Görresstraße im Cahua kannst du deinen Spaziergang bei einer Tasse leckerer, heißen Schokolade ausklingen lassen.

Anreise

Das Görresdenkmal kannst du wunderbar mit dem Fahrrad erreichen, da es in den Koblenzer Rheinanalgen steht. Von dort kannst du auch meine Empfehlung mit dem Rad nachradeln.

Mit dem Bus fährst du am besten bis zur Haltestelle „Stadttheater/Schloss“, an dem die meisten Busse halten. Von dort gehst du um das Koblenzer Schloss herum und findest das Görresdenkmal direkt in den Rheinanalgen hinter dem Schloss.

Aussicht auf die nächste Woche

Nicht gerade durch Schönheit bekannt, aber der Brunnen, über den ich nächste Woche schreibe, hat eine lustige Geschichte, die sogar in Stein gemeißelt ist.

Es geht um die Franzosen und ihre voreilige Überzeugung. Es geht um die Russen und ihren Humor, den sie vor Ort hinterlassen haben.

Bist du bereit? Nächsten Montag um 7 Uhr geht mein Artikel online. Ich freue mich über dein Feedback, gerne hier unter diesem Artikel als Kommentar.

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2 replies to “Joseph Görres – Ein Demokrat und Kämpfer”

  1. […] dir liegen das Koblenzer Schloss, Joseph Görres steht davor, das Deutsche Eck und all die Kirchen und weiteren historischen […]

  2. […] Görresplatz hieß nicht immer so. Daher findest du auch Joseph Görres nicht. Der steht zwischen Schloss und Rhein. Auf dem Platz findest du unsere Historiensäule, die […]

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