Florinskirche – Eine außergewöhnliche Kirche

Florinskirche in der Koblenzer Altstadt

Die Florinskirche: So oft zerstört, so viele Unglücke, aber immer wieder hat sie die Wirren der Zeit überstanden. Sie birgt Geschichten, die kein Roman-Autor sich hätte ausdenken können. Eine Kanonenkugel, ein Lagerraum, sowie ein Schlachthaus spielen eine Rolle. Welche Rolle, erfährst du in diesem Artikel. Und beim nächsten Besuch wirst du die Florinskirche mit anderen Augen sehen, versprochen!

Der Startschuss der Florinskirche

1100 wurde die Florinskirche unter der Leitung von Bruno von Lauffen (der spätere Trierer Erzbischof) errichtet. Sie gehörte damals dem Chorherren-Stift St. Florin. Die Kirche wurde aus Teilen der römisch-fränkischen Stadtmauer errichtet. Rund 850 Jahre lang wurde das geistliche Leben durch Stiftungen finanziert. Diese Tradition führt die im November 2004 von der Evangelischen Kirchengemeinde Koblenz-Mitte gegründete Stiftung Florinskirche fort. Die Stiftung fördert das geistliche und kulturelle Leben. Einige Veranstaltungen finden im Sommer auch im angrenzenden Florinsgarten statt.

Es wird vermutet, dass vor der Florinskirche schon eine Marienkirche nebst Kloster dort an dem Platz stand, möglicherweise aus dem benachbarten fränkischen Königshof hervorgegangen. Dieser stand in etwa da, wo heute das Pfarrbüro der Liebfrauenkirche steht (Florinspfaffengasse 14, 56068 Koblenz).

Die Kirche wurde im Laufe ihrer langen Zeit mehrfach zerstört, aber auch umgebaut. 1670 und ein weiteres mal 1791 wurde der südliche Turm durch Blitzschlag und Brand zerstört.

Der pfälzische Erbfolgekrieg und ein Andenken

Die Kirche wurde 1688 im Zuge der Belagerung des Pfälzischen Erbfolgekrieges durch die Truppen König Ludwig XIV. von Frankreich zerstört, wie fast die gesamte Stadt. 1708 wurde die Florinskirche wiederhergestellt. Eine original Kanonenkugel mit Griffen steckte man über dem Taufbecken im rechten Seitenschiff in die Decke, um an die Zerstörung der Stadt zu erinnern. Ob die Kugel 1708 beim Wiederaufbau eingefügt wurde oder doch wohl eher nach der erneuten Zerstörung im zweiten Weltkrieg, bleibt offen.

Wie an einigen Stellen in Koblenz hat man auch hier die Geschichte und das Neue zusammengefügt. In der Florinskirche ist die Kanonenkugel, die so viel Tod und Unheil gebracht hat, direkt über dem Taufbecken, wo das neue Leben beginnt, zu finden. Anfang und Ende symbolisch dargestellt.

Die französische Revolution und die verrückten Ideen Napoleons

1794 haben französische Revolutionstruppen Koblenz besetzt. Napoleon hat die Florinskirche säkularisiert und als Lagerraum genutzt. Napoleon war es auch, der Pläne hatte, aus der Kirche eine Schlachthaus zu machen. Er fand die hohen Räumlichkeiten dafür wohl ideal und wollte direkt unter die ausgehangenen Tieren die Verkaufsstände platzieren. Da kamen ihm aber die Preußen dazwischen, als 1814 beim Wiener Kongress Koblenz preußisch wurde.

Nach der Übernahme der Preußen übertrug König Friedrich Wilhelm III die Kirche der evangelischen Militär- und Zivilgemeinde. 1820 wurde die Florinskirche geweiht und damit war es die erste evangelische Kirche in Koblenz.

Das 20. Jahrhundert

1929/1930 wurden bei der Sanierung unter der Kirche das Fundament eines römischen Stadtmauerturms gefunden.

1944 bei einem Luftangriff brannten die Dächer aus und Teile des Gewölbekellers wurden zerstört. 1951 wurde die Florinskirche ein weiteres mal neu aufgebaut. Bei der Restaurierung der Kirche 1970 wurden gefundene gotische Wandmalereien (also aus dem 12./13. Jahrhundert) im hinteren Teil der Kirche (vor dem Taufbecken) integriert und neu ausgemalt.

1970 war auch das Jahr, in dem die Orgel durch einen Schwelbrand zerstört wurde. 1973 gab es Ersatz. Jedoch hatte die neue Orgel lange nicht den Klang der zerstörten Orgel. Erst 2010 gab es die Orgel, die heute noch spielt. Zur Hälfte wurde diese Orgel privat finanziert.

Weitere Infos

Die Florinskirche kann auch außerhalb der Gottesdienste besucht werden. Von Mitte Mai bis Anfang Oktober ist sie täglich zwischen 10:30 Uhr und 17:30 Uhr geöffnet.

Neben den Gottesdiensten wird die Florinskirche aber auch als Ausstellungs- und Veranstaltungsort genutzt. Hier findest du den Veranstaltungskalender. Ein Gospelchor tritt auch dort regelmäßig auf. Wenn du dort mitsingen oder die Termine einsehen möchtest, dann findest du hier alle Informationen.

Anreise

Die Florinskirche findest du auf dem Florinsmarkt, 56068 Koblenz. Dort sind leider keine Fahrradständer. Dein Rad kannst du Am Plan an einen Ständer anschließen oder auch im Altengraben.

Mit dem Bus, Linie 1/11 kannst du bis zur Haltestelle „Altstadt/Kornpfortstraße“ fahren. Von dort sind es nur wenige Meter bis zur Florinskirche.

Meine Empfehlung

Jedes Jahr an Silvester findet in der Florinskirche ein Konzert statt. Diese Konzerte sind in der Regel wunderschön und es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Kurz vor Mitternacht wird das Konzert beendet und am Eingang gibt es Getränke. So kannst du gemeinsam, wenn du magst, mit den anderen Besuchern das neue Jahr auf dem Florinsmarkt begrüßen und das Glockengeläut aller Kirchen genießen.

„Die Weltgeschichte ist auch die Summe dessen, was vermeidbar gewesen wäre.“

Konrad Adenauer

Aussicht auf nächste Woche

Wir verreisen mit der Bahn und sind in einer Stunde an einem verrückten Ort mit vielen Vorbesitzern, die entweder ihren Nachlass nicht geklärt haben oder hohe Ideale hatten, um aufzufallen.

Tatsächlich mal nicht Koblenz, aber von Koblenz als Tagesausflug locker zu machen.

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One reply to “Florinskirche – Eine außergewöhnliche Kirche”

  1. […] du schon hier am Florinsmarkt bist, dann schau dir auch die Kanonenkugel in der Florinskirche an und besuche den wunderschönen […]

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