Bürresheimer Hof – Koblenzer Geschichte mit offenem Ende

Bürresheimer Hof in Koblenz

Der Bürresheimer Hof ist, wie das Alte Kaufhaus und Schöffenhaus auf dem Florinsmarkt eine Baustelle, auf der nicht mehr gebaut wird. Alles auf Stillstand. Dabei verfällt hier Koblenzer Geschichte. Heute geht es um den Bürresheimer Hof, der auch die jüdische Geschichte in Koblenz erzählt.

Der Beginn vom Bürresheimer Hof

Die Gedenktafeln, die die Geschichte vom Bürresheimer Hof erzählen

1659/60 wurde das Gebäude im Auftrag von Lothar Ferdinand Freiherr von der Leyen-Nickenich errichtet.

1688 wurde das Anwesen im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört. Der im Dienste des Trierer Kurfürsten stehende Architekt Johann Christoph Sebastiani baute das Gebäude 1691-96 wieder auf.

Durch Vererbung gelangte alles in den Besitz der Feiherren zu Breitbach-Bürresheim. Schloss Bürrsheim bei Mayen gehörte auch in deren Besitz. Seit dem heißt das Gebäude Bürresheimer Hof.

Die Freiherren von Breitbach-Bürresheim haben übrigens ein ähnliches Wappen wie die der Burggraf von Drachenfels und man vermutet eine Verwandtschaft.

Umbau und Veränderung

Eine wunderschöne alte Tür, die leider keinen Nutzen mehr hat

Es gab im 18. Jahrhundert diverse Erweiterungen. Doch die Stadt Koblenz ließ Gebäude für eine Vergrößerung des Platzes in Höhe der heutigen Parkplätze abreißen.

Durch weitere Vererbung gelangte alles in den Besitz der Grafen Renesse. 1847 ging der Bürresheimer Hof für sehr kurze Zeit in den Besitz von den Herren Cadenbach und Kehrmann.

Jüdische Geschichte

Ein Schutzpatron, der offenbar keinen Schutz bietet….

Schon 1847/48 kaufte die jüdische Gemeinde, die schon seit dem Mittelalter in Koblenz existiert, den Bürresheimer Hof und nutzte es bis zur Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 als Synagoge.

In dieser Nacht wurde der Bürresheimer Hof zwar verwüstet, aber nicht angezündet, wie das bei unzähligen anderen jüdischen Gebäuden geschah. Das lag aber nicht daran, dass in Koblenz die Nazis ein Gewissen hatten, sondern der Grund war ein anderer: Man befürchtete das Übergreifen des Feuers auf die anliegenden Häuser, in denen arische Familien wohnten. Nach dieser schrecklichen Nacht wurde die jüdische Gemeinschaft enteignet.

Am 14. November 1976 wurde neben dem Haupteingang der ehemaligen Synagoge eine Gedenktafel angebracht. In der Zeit, als in dem Gebäude die Jugendbücherei bis 2013 untergebracht war, gab es Schautafeln und biographische Informationen über Koblenzer Opfer des Dritten Reiches. Diese sind jetzt im Stadtarchiv Koblenz untergebracht und leider nur nach vorheriger Terminvereinbarung zu besichtigen.

Zerstörung und Wiederaufbau

Selbst der Anstrich zeigt die gespaltene Meinung zum Bürresheimer Hof

Auch der Bürresheimer Hof wurde 1944 bei den Luftangriffen auf Koblenz größtenteils zerstört. Die Stadt erstattete das Gebäude der jüdischen Gemeinde zurück, nachdem sie es 1938 „gekauft“ hatte, ohne etwas dafür zu zahlen. Doch die wenigen überlebenden Juden, die 1947 aus den Vernichtungslagern zurückgekehrt waren, konnten sich den Aufbau des Gebäudes nicht leisten. Sie errichteten von dem Erlös des Verkaufs eine Synagoge an der ehemaligen Trauerhalle des jüdischen Friedhofs in der Schlachthofstraße.

So gelangte das Anwesen in die Hände der Stadt Koblenz, die den Gebäudekomplex 1955/56 in barocker Form wiederherstellte. Der Haupteingang der ehemaligen Synagoge war zur Florinsplatzseite hin und wurde beim Wiederaufbau an die Front des heutigen Parkplatzes gesetzt.

Hier wurden zuerst das Pfandhaus untergebracht, danach die Jugend- und Musikbücherei. 2013 wurde neben dem sanierungsbedürftigen Bürresheimer Hof auch das Alte Kaufhaus, das Dreikönigen- und Schöffenhaus am Florinsmarkt einem Privatinvestor (ISSOflorinsmarkt GmbH & Co. KG) verkauft.

Dieser wollte sämtliche Gebäude sanieren und ein hochschulnahes Institut unterbringen. Für den Bürresheimer Hof waren Gästewohnungen für auswärtige Dozenten und Gastronomie geplant.

Die Gegenwart

Wunderschöne Dachgiebel

Die Sanierung wurde Ende 2015 begonnen. 2019 sollte ursprünglich die Sanierung abgeschlossen sein. Doch zum Abschluss kam es nie.

Es scheint, als sei inzwischen ein neuer Investor im Gespräch, der aber nicht aus Koblenz stammen soll. Aber wie es konkret am Florinsmarkt und mit dem Bürresheimer Hof weitergeht, bleibt offen.

Die jüdische Gemeinde wollte wieder zurück

Als 2012 der Verkauf des Bürresheimer Hof bekannt wurde, hat die jüdische Gemeinde ihr Interesse bekundet. Doch die Stadt Koblenz entschied sich für einen privaten Investor.

Der Umbau der Trauerhalle des jüdischen Friedhofs in die Synagoge in die Schlachthofstraße in Koblenz ist in Europa einmalig. Denn aus kultischen Gründen dürfen Gottes- und Gemeindewesen und Friedhof nicht an einem Ort sein.

Und im Grunde ist die Synagoge in der Schlachthofstraße seit Kriegsende lediglich ein Provisorium.

Doch durch den Verkauf an den Privatinvestor hat sich der Wunsch einer Rückkehr erledigt. Auch wenn sich dort gerade nichts mehr bewegt und die Gebäude rund um den Florinsmarkt zu zerfallen drohen.

Dafür wird nun eine neue Synagoge im Frühjahr 2024 in der Weißer Gasse gebaut werden. Ein langer Weg nimmt ein hoffentlich gutes Ende.

Anreise

Mit dem Rad kommst du sehr gut zum Florinsmarkt. Egal, aus welcher Richtung du kommst. Fahrradständer findest du dort aber leider keine.

Mit dem Bus kannst du bis zur Haltestelle „Altengraben“ fahren. Von dort sind es nur wenige Fuß-Minuten bis zum Bürresheimer Hof.

Anschrift Bürresheimer Hof

Florinsmarkt 13, 56068 Koblenz. Nur von außen zu besichtigen.

Meine Empfehlung

Wenn du schon hier am Florinsmarkt bist, dann schau dir auch die Kanonenkugel in der Florinskirche an und besuche den wunderschönen Florinsgarten.

Anschließend kannst du unten am Moselufer lang spazieren, bis zum Deutschen Eck und im Biergarten noch etwas verweilen.

Am Rheinufer geht es weiter bis zu unserem schönen Schloss mit seinem Garten.

Die Weltgeschichte ist auch die Summe dessen, was vermeidbar gewesen wäre.

Konrad Adenauer – deutscher Politiker

Aussicht auf nächste Woche

Nächste Woche wird es wieder kulinarisch. Der beste Kaffee in Koblenz, leckeres Brot, eine Nussecke, die noch den Namen verdient und ein Ort, an dem du geküsst wirst. Komm nächsten Montag ab 7 Uhr mit auf eine Reise an einen besonderen Ort, an dem du es dir gut gehen lassen kannst.

Frage

Kanntest du die Geschichte vom Bürresheimer Hof? Warst du vielleicht selbst als Kind in der Jugendbücherei? Was verbindest du mit diesem Ort? Schreibe es uns gerne hier drunter in den Kommentaren. Ich freue mich, von dir zu lesen!

Deine Kristina Venus

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One reply to “Bürresheimer Hof – Koblenzer Geschichte mit offenem Ende”

  1. […] Gemeinschaft nach langer Zeit wieder aufgebaut. Die lange Reise ist eine andere Geschichte, die du hier nachlesen […]

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