Schmidtenhöhe – Auszeit in der Natur

Schmidtenhöhe Koblenz Naturschutz- und Wandergebiet

Wunderschönes Natur-Areal, Rinder, wilde Pferde, NAPU-Planwagenfahrten, Aussichtstürme – und leider seit 2022 auch wieder vermehrt militärisch genutzt. Dies jedoch nur unter der Woche. Am Wochenende wird das Gelände für Naturliebhaber zur Verfügung gestellt.

Schmidtenhöhe – Militärische Nutzung

Koblenz war eine große Garnisonstadt zuerst der Wehrmacht und später der Bundeswehr. Während des Kalten Krieges 1947 – 1989 war Koblenz mit über 10.000 Soldaten sogar die größte Garnisonstadt Deutschlands.

1937 hat die Wehrmacht dort Flächen enteignet, die bis dato landwirtschaftlich genutzt wurden. Sie wurden umfunktioniert als Übungsgelände für die angrenzenden Kasernen umfunktioniert. Das gesamte Gebiet umfasst 776 Hektar, das sind knapp 1.087 Fußballfelder!

Nach dem Zweiten Weltkrieg übte dort die französische Armee. 1957 gab sie die Schmidtenhöhe an die Bundeswehr zurück. Ab diesem Zeitpunkt wurden hier Panzerfahrer, Pioniere und Fernmeldetruppen ausgebildet.

1992 wurden die Panzerbataillons aufgelöst. 2002 folgte das Panzergrenadierbataillon. Ab da wurde die Schmidtenhöhe militärisch kaum noch genutzt.

Doch viele militärische Anlagen sind hier bis heute zu sehen, unter anderem die Panzerwaschanlage.

Die Zeit des Naturschutzes beginnt

Nach 1992 verfiel das Gelände nach und nach. Die Schmidtenhöhe wurde als Naherholungsgebiet freigegeben. Trotzdem ist hier bis heute auch weiterhin militärisches Gebiet.

Das Gelände war zerfurcht von Panzern, die kleine Wasserstellen hinterließen. Brombeersträucher und Hecken machten sich breit. Die Schmidtenhöhe glich eher einer offenen Naturwunde, denn einem Naherholungsgebiet.

Doch dieses karge Gelände bot seltenen Tier- und Pflanzenarten eine Heimat. Dadurch wurde die Schmidtenhöhe in zwei größere Schutzgebiete mit einbezogen: In das Europäische Vogelschutzgebiet Lahnhänge und FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) Lahnhänge. Dadurch gehört die Schmidtenhöhe zum europäischen Schutzgebietnetz Natura 2000. Dies ist ein zusammenhängendes Schutzgebiet innerhalb der europäischen Union.

Der Bundesverteidigungsminister entschied am 4. März 2013, dass das Gelände auch weiterhin militärisch von der Bundeswehr genutzt wird.

Die Veränderungen bergen Herausforderungen für die Natur

Dadurch, dass hier keine Panzer mehr fuhren, verbuschte die Schmidtenhöhe immer mehr. Denn die Panzer hatten das Gehölz größtenteils platt gemacht und es entstanden vielerorts Wasserstellen. Die vorher dort vorkommenden seltenen Tier- und Pflanzenarten verschwanden immer mehr aus dem Gebiet. Da die Europäische Union keine Verschlechterung der Natura-2000-Gebiete zulässt, war Eile geboten, etwas dagegen zu unternehmen.

Die ersten Maßnahmen zur Rettung

Es wurde als erste Maßnahme die halboffene Weidelandschaft eingeführt. Dabei wird ganzjährig mit robusten Weidetieren (Pferde, Rinder, Schafe, usw) ein artenreiches Grasland oder Grünland hergestellt. Dabei werden auch Bäume und kleinere Gehölzgruppen gesät, bzw. gepflanzt.

2009 wurde gemeinsam mit der rheinland-pfälzischen Naturschutzbehörde damit begonnen. Am 21. September wurde der Startschuss für die Freilassung der ersten Konikpferde auf der Schmidtenhöhe gegeben.

Übergabe an den Naturschutzbund

2017 wurden 235 Hektar der Schmidtenhöhe an den NABU übergeben. Man verpflichtete sich 20 Jahre, diese halboffene Weidelandschaft weiterzuführen. Das sind knapp 168 Fußballfelder, die von der NABU gepflegt werden.

Schon nach nur knapp zwei Jahren hat man schon die ersten Erfolge gesehen.

Der Naturschutzbund hat aus dem Gelände mit den Jahren ein wunderschönes Naturschutzgebiet gemacht. Hier findest du heute eine große Auswahl an Flora und Fauna. Wenn du Glück hast, kannst du Wildpferde sehen oder Taurusrinder. Die Rinderherde wird von einem spanischen Stier, namens Napoleon, angeführt.

Die Tierherden sind eher auf den Wanderwegen und weniger an den bepflasterten Straßen zu sehen. Ich war mit meinem Rad unterwegs und konnte leider nur die Wildpferde aus der Ferne bestaunen.

Die Finanzierung des Ganzen

Die Anfangsinvestitionen wurden vom Ministerium finanziert. Die laufenden Kosten müssen jedoch vom NABU selbst finanziert werden. Falls du das Projekt unterstützen möchtest, kannst du dort Mitglied werden oder spenden.

Wandern über die Schmidtenhöhe

Du hast hier die Möglichkeit, über zwei Rundwanderwege durch das Gebiet zu gehen. Dort findest du auch Aussichtstürme, die dir einen tollen Blick über das Gelände bieten. Und es gibt von der NABU jede Menge interessante Info-Tafeln.

Außerdem kannst du immer mal mitten in der Natur an Tischen und Bänken eine Brotzeit machen und einfach nur die herrliche Stille genießen.

Weltraumschrott wird von hier beobachtet

Links der weiße Turm ist das GESTRA, mit dem der Weltraumschrott beobachtet wird

2020 wurde hier auf der Schmidtenhöhe das GESTRA installiert, German Experimental Space Surveillance and Tracking Radar. Der Bau, bzw. die Entwicklung wurde vom Frauenhofer Institut 2015 in Auftrag gegeben, um Weltraummüll besser beobachten zu können.

Es soll ein deutscher Katalog für Weltraumschrott erstellt werden, der die Kataloge der USA und EU ergänzen soll.

Anreise

Mit dem Rad kannst du über die Pfaffendorfer Höhe auf der Panzerstraße Richtung Schmidtenhöhe radeln und kommst an der Panzerwaschanlage heraus. Dort kannst du über die gepflasterten Wege durch das Naturschutzgebiet radeln.

Mit dem Bus, Linie 6, Richtung Horchheimer Höhe, fährst du bis zur Haltestelle „Gneisenaukaserne“. Von dort gehst du nach oben und über die Hauptstraße gelangst du auf die Panzerstraße.

Es geht ganz schön steil hoch. Aber der Blick zwischendurch auf Koblenz und bis in die Eifel lohnt sich!

Meine Empfehlung

Bitte reise nur am Wochenende an, da unter der Woche das Gelände seit Ausbruch des Ukrainie-Krieges wieder militärisch genutzt wird. Seit dem hört man auch vermehrt in der Umgebung Schüsse. Am Wochenende hörst du manchmal Schüsse aus der Schießanlage, die dort oben steht und noch genutzt wird.

Freitags ab 13 Uhr bis Montags um 6 Uhr kannst du hier ungestört wandern, radeln und die Natur genießen. Hunde dürfen hier nicht frei herumlaufen!

Kommst du hier unter der Woche an, wirst du in Kontakt mit der Feldpolizei kommen, die das Gelände überwacht.

Nutze einen ganzen Tag für diese herrliche Naturlandschaft. Es lohnt sich wirklich! Manchmal veranstaltet der NABU auch Planwagenfahrten durch das Gelände, welches du alleine nicht einsehen kannst.

Nach der wunderschönen Tour durch das Gelände, kannst du am Abend in der Altstadt im Brauhaus eine deftige Mahlzeit genießen. Vielleicht triffst du dort jemanden, der dort oben auf der Schmidtenhöhe seine Militärzeit verbracht hat. Denn früher waren im Brauhaus in der Koblenzer Altstadt sehr viele Soldaten, auch zum Tanzen.

Die Natur überlebt uns alle.

Unbekannt

Aussicht auf nächste Woche

Nächste Woche Montag ab 7 Uhr beginnen wir eine Reise in die Vergangenheit, die Menschenleben gekostet hat. Ein Bauwerk, über das täglich unzählige Menschen fahren, hat in den 70-ern für Schockzustände gesorgt.

Frage

Welches sind deine Lieblingsausflug-Tipps in oder um Koblenz? Schreibe sie gerne hier unter den Artikel in die Kommentare. Ich freue mich, von dir zu lesen!

Deine Kristina Venus

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